Unser zweiwöchiger Ausflug nach Schweden ist inzwischen fast genauso lange vorbei, wirkt aber noch immer nach. Landschaft, Menschen und die Kletterei haben definitiv Lust auf mehr gemacht. Dass wir im nächsten Sommer Kjugekull (und möglicherweise ein anderes schwedisches Bouldergebiet) ansteuern, ist quasi schon jetzt in Stein gemeißelt. Zeit also, ein kleines Fazit zu ziehen und all jenen ein paar Tipps mitzugeben, die ebenfalls über einen Besuch in Kjugekull nachdenken.
Durchhalten zahlt sich aus
Eine der wichtigsten Lektionen des Urlaubs dürfte wohl gewesen sein, dass man etwas Geduld mitbringen muss. Das Gestein macht es zumindest für plastikverwöhnte Hallenäffchen schwer, von Anfang an Gas zu geben, sodass sich die ohnehin schon recht knackig bewerteten Boulder noch einen Tick schwerer anfühlen. Erfreulicherweise gibt sich das nach ein paar Tagen, weil dann die Gewöhnung an den zum Teil fast beißenden Fels einsetzt. Wenn sich die Griffe weniger schmerzhaft anfühlen, geht es auch mit den machbaren Schwierigkeitsgraden bergauf. Am Ende des Urlaubs gibt es als Bonus eine wirklich zähe Hornhaut, die zumindest bei uns gut ein halbes Dutzend Trainingseinheiten in der Halle problemlos überstehen konnte. Dran zu bleiben, auch wenn es nicht sofort klappt, lohnt also in jeder Hinsicht.
Kjugekull hat überzeugt. 2018 ging es noch einmal nach Südschweden. Sicherlich nicht unser letzter Trip in den Norden.
Sinnvoll ist es, nicht direkt aus dem Auto zu springen und zum nächstbesten Boulderspot zu stürmen. Kjugekull bietet viel Fels auf engem Raum und man sollte sich einen Tag nehmen, um das Gebiet in seiner Gesamtheit zu erkunden. So lässt sich vermeiden, dass man Zeit in einem eher weniger attraktiven Sektor verbringt, während einige Meter weiter lohnendere Probleme warten, von denen man allerdings keine Ahnung hat. Ob man ein Problem als lohnenswert empfindet, hängt natürlich auch davon ab, wie gut man mit dem in Kjugekull vorzufindenden Stil zurechtkommt. Schmale Leisten, raue Sloper und plattige Ausstiege gibt es hier häufiger. Sofern man das nicht gerade für die Beschreibung des großartigsten Bouldergebiets der Welt hält, schadet es nicht, sich ein wenig auf so etwas vorzubereiten – und sei es nur, indem man die Erwartungen an die eigenen Leistungen etwas zurückschraubt.
Topos, Blutsauger und Badehose
Der vorherige Besuch der 27Crags-Seite von Kjugekull hat sich ebenfalls als gute Idee entpuppt. Die wenigen Fotos im offiziellen Führer kommen ohne eingezeichnete Linien aus, weshalb die Fototopos im Netz zum Teil Gold wert sind. Sucht man einen Boulder, muss man diesen deshalb auf Übersichtskarten finden, was nicht immer ganz einfach ist. Wenn sich zwei Linien nur durch einen Zug unterscheiden, schadet es nicht, den Verlauf als Bild vor Augen zu haben. Wer die Chance dazu vor der Abfahrt verpasst, findet am Café im Gebiet einen offenen WLAN-Hotspot, und kann Unklarheiten auch ohne Auslandsdatenflat am Smartphone beseitigen.
Als wertvoll haben sich darüber hinaus diverse Mückenschutzmittel erwiesen. In Südschweden wird man zwar längst nicht so geplagt, wie in anderen Regionen des Landes, dennoch sind im Wald den ganzen Tag unzählige Blutsauger unterwegs, die man sich mit diversen Sprays und Cremes vom Leib halten kann. Zecken gibt es ebenfalls, weshalb sich Werkzeug (etwa eine Zeckenkarte oder -schlinge) zu deren Entfernung ebenfalls im Gepäck finden sollte. Badesachen können übrigens auch nicht schaden. Wenn das Wetter gut ist, laden die umliegenden Seen und die nahe Ostseeküste zu einem Badeausflug ein. Wir waren deshalb quasi jeden Tag im Wasser. Das allein wiegt für mich die wenigen Negativpunkte (Mücken, raues Gestein, manchmal verblocktes Absprunggelände) voll auf. Wer nicht nur einen Boulder-, sondern generell einen Aktivurlaub machen will, wird diese Ecke Schwedens mit Sicherheit mögen.
Dieser Artikel gehört zu einer dreiteiligen Serie über Kjugekull. Falls du die anderen Texte nicht kennst, findest du sie hier:
Bouldern in Kjugekull – Der erste Eindruck
Bouldern in Kjugekull – Die erste Woche
Bouldern in Kjugekull – Mein Fazit
Ein Gedanke zu „Bouldern in Kjugekull – Mein Fazit“