Das Jahr 2020 stellt viele Kletterer auf die Probe. Reisen sind schwierig, heimische Kletterspots zum Teil überlaufen und die Hallen befinden sich aktuell zum zweiten Mal im Lockdown. Wer im gewohnten Rhythmus trainieren will, muss sich entweder mit alternativen Sportarten oder Griffbrettern behelfen. Manchen, auch mir selbst, reicht das auf Dauer nicht aus. Viele liebäugeln mit dem Bau einer heimischen Trainingswand. Ein Projekt, wie es Dany und Lukas aus Hannover angegangen sind, dürften aber die wenigsten umgesetzt haben. Weil ihnen einen normale Spraywall zu wenig Abwechslung bietet, haben die beiden kurzerhand einen richtigen Boulderbereich in ihren Keller gebaut. Das Beeindruckende: Die Materialkosten dafür lagen unter der 400-Euro-Marke.
Sinnvolle Kompromisse zur Kostenersparnis
Herausgekommen ist eine etwas mehr als 11 Quadratmeter große Kletterfläche, was in etwa dem sechsfachen meines eigenen Boards entspricht. Das bietet reichlich Platz, abwechslungsreiche Boulder zu kreieren. Vor allem auch solche, die etwas mehr abfordern, als sich einfach nur festhalten zu können. Drei verschieden Segmente mit 0, 15 und 20 Grad Neigung vergrößern den Spielraum noch.
Natürlich mussten die beiden ein paar Kompromisse machen, um die anvisierte Kostengrenze von 400 Euro nicht zu reißen. Schwerlastanker und Multiplexplatten, die im kommerziellen Wandbau zum Einsatz kommen, haben die beiden durch günstigere Langschaftdübel und OSB-Platten ersetzt. Weil erstere in ausreichender Zahl und letzterer mit ordentlicher Stärke verwendet wurden, sollte die Wand aber auch so problemlos allen Belastungen standhalten, mit denen sie konfrontiert wird. 21er OSB habe ich zum Beispiel ebenfalls verwendet, ohne jemals ein schlechtes Gefühl beim Klettern gehabt zu haben. Wer etwas mehr Geld in die Hand nehmen will, kann aber auch zu 15er Multiplexplatten greifen.
Griffe sind ebenfalls nicht in den Kosten inbegriffen. Hier hatten die beiden etwas Glück, weil ihre lokale Halle ihnen aussortierte Altbestände überlassen konnte. Neue Griffe können natürlich sehr kostspielig sein. Wer die Mühe und den Zeitaufwand nicht scheut, kann sich allerdings für wenig Geld mit Holzgriffen Marke Eigenbau eindecken. Ich selbst habe dafür zu einem großen Teil Restholz von meinem Wandbau verwendet.
Bauanleitung als Vorlage für andere Heimwand
Weil Dany und Lukas der Gedanke kam, dass auch andere Interesse an ihrem Projekt haben könnten – insbesondere an der Planung und der Umsetzung – haben sie den Bau bis ins Detail dokumentiert. Wer also selbst einen Wandbau plant und sich etwas Inspiration holen möchte, schaut in das unten verlinkte PDF. Darin findet sich auch der Link zu einer SketchUp-Zeichnung, die die Wandkonstruktion im 3D-Modell zeigt.
Lukas Richter und Daniela Richter – Eigenbau einer Boulderwand für weniger als 400 Euro
An dieser Stelle auch eine Danke von mir an Dany und Lukas, die mir erlaubt haben, ihren Bericht auf Grundkurs Bouldern zu veröffentlichen. Merci und viel Spaß mit eurer Boulderecke!
Bildquelle: Daniela Richter/Lukas Richter
Ein Gedanke zu „Der 400-Euro-Boulderkeller: Wie ein Kletterpärchen den Lockdown überlistet“