Familienausflug in die Kletterhalle: Was du beim Klettern mit Kind beachten musst

Die Ferien sind eine tolle Gelegenheit, als Familie etwas Neues auszuprobieren – zum Beispiel einen Ausflug in eine Kletterhalle zu machen. Grundsätzlich ist das eine großartige Idee. Für die meisten Kinder (und Eltern) ist der Besuch einer Kletterhalle ein echtes Abenteuer, bei dem sie sich auf eine völlig neue Art ausprobieren können. Selbst wenn dein Kind keine absolute Sportskanone ist, lohnt es sich erfahrungsgemäß – vielleicht sogar gerade dann. Denn der Spaßfaktor beim Klettern und Bouldern ist höher als bei vielen klassischen Sportarten. Eventuell steht am Ende des Tages ja die Erkenntnis, dass Sport doch ziemlich cool sein kann, und schafft Interesse, wo vorher keines war. So oder so: ein Kletterhallenbesuch hat das Potenzial ein unvergessliches Erlebnis zu werden. Aber! Das gilt im Positiven wie im Negativen. Leider kann auch eine ganze Menge schief gehen. Wichtig ist deshalb, den Besuch ein wenig vorzubereiten und mit den richtigen Erwartungen in die Halle zu gehen.

Klettern, bouldern – oder beides?

Das erste, was du klären solltest, ist, welche Art von Halle überhaupt für euch in Frage kommt. Besucht ihr eine Kletterhalle oder eine Boulderhalle? Oder ist es eine Kombihalle, in der es beides gibt? Zwischen den verschiedenen Spielarten des Kletterns gibt es ziemliche Unterschiede. In reinen Kletterhallen sind Wandhöhen von 10 oder 15 Metern normal. Wer nach oben will, muss sich also sichern. Weißt du nicht, wie das funktioniert, braucht ihr einen Trainer, der das übernimmt. Personal dafür gibt es eigentlich in allen Kletterhallen, es muss aber im Vorfeld ein Termin für eine Schnupperstunde ausgemacht werden. Ansonsten werdet ihr möglicherweise nur einen kleinen Teil der Halle nutzen können. Nämlich den, wo Sicherungsautomaten hängen – falls es diese überhaupt gibt.

Was du nicht erwarten solltest ist, dass dir das Hallenpersonal in fünf Minuten das Sichern erklärt und ihr dann selbständig loslegen könnt. Dafür gibt es mehrtägige Kurse mit einer abschließenden Prüfung. Zwar ist das Sichern an sich nicht übermäßig kompliziert, da aber schon kleine Fehler sehr ernsthafte Konsequenzen haben können, muss man genau wissen, was man tut. Eine kurze Einweisung genügt nicht.

Kletterhallen sind kein Ort für Experimente

Geh deshalb kein Risiko ein und verzichte auf Experimente. Wenn du dir zum Beispiel nicht sicher bist, ob der Gurt richtig angelegt ist oder gut sitzt, frag beim Personal nach. Nahezu jeder Mitarbeiter einer Kletterhalle hat schon  Gäste vor sich gehabt, die beim Anziehen des Gurts gescheitert sind – obwohl sie ihrer Sache sehr sicher waren. Der Klassiker ist, dass der Gurt falsch herum angezogen wird. Dann befindet sich die Anseilschlaufe auf dem Rücken. Versucht man so zu klettern, ist es unmöglich, sich korrekt in ein Seil oder den Karabiner eines Sicherungsautomaten einzubinden. Legst du es dennoch darauf an, hängst du sehr wahrscheinlich an einer Materialschlaufe, deren Belastbarkeit manchmal mit nur 5 Kilogramm angegeben wird. Das Gewicht eines Kindes könnte sie also schon reißen lassen.

Immer wieder gibt es Eltern und Großeltern, die sich komplett ohne Einweisung oder entsprechende Ausrüstung als Sicherer probieren. Frei nach dem Motto: Ein Doppelknoten im Seil und die bloßen Hände genügen, um ein Kind zu halten. Das ist definitiv nicht der Fall und deshalb lebensgefährlich. Sicherungsgeräte bremsen bei richtiger Handhabung zuverlässig, selbst wenn eine Person ins Seil fällt. Um sie mit der Hand festzuhalten, sind Kletterseile aber zu dünn. Ein kleiner Ruck genügt, um sie zu verlieren. Wer es dennoch versucht, hat Glück, wenn er oder sie am Ende nur der Halle verwiesen wird.

Bouldern macht den Einstieg leichter

Soll es ein spontaner Besuch sein und ihr habt die Option zu bouldern oder zu klettern, ist das Bouldern die bessere Wahl. Da ihr dafür keine Sicherungskenntnisse und keinen Trainer braucht, ist der Einstieg einfach: Hinfahren, bezahlen und es kann losgehen. Im Zweifelsfall reichen Sportklamotten und ein paar saubere Turnschuhe aus, damit die Kinder ihren Spaß haben können. Manche Boulderhallen haben sogar separate Kinderbereiche mit entsprechenden Routen, was für Familienausflüge natürlich ideal ist. Doch selbst, wenn so ein Bereich fehlt, gibt es normalerweise kindertaugliche Boulder. Manche Hallen legen allerdings fest, dass Teile der Wände nur ab einem bestimmten Alter oder an bestimmten Tagen genutzt werden können. Schau am besten auf die Webseite des jeweiligen Anbieters, um zu erfahren, welche Regeln gelten.

Der Grund für solche Einschränkungen ist nicht, dass Kinder nicht willkommen wären. Vielmehr geht es darum, allen Kunden einen entspannten Besuch zu ermöglichen. Problematisch wird es, wenn Eltern Boulderhallen als eine andere Art von Indoor-Spielparadies sehen. Tatsächlich sind es aber Sportstätten, in denen man auf ein paar Dinge achten muss. Ein Punkt ist aber besonders wichtig: Der Kletterbereich und die dazugehörigen Matten sind nicht zum Herumtoben da. Obwohl sie natürlich förmlich dazu einladen, herumzuspringen, sich auf die Matte zu werfen und fangen zu spielen. Dabei vergessen die Kinder natürlich komplett, was um sie herum passiert. Und das ist der größte Fehler, den man in einem Boulderbereich machen kann.

Unachtsamkeit ist das größte Unfallrisiko

Die Matte ist die Fallzone der Boulderer und soll für eine sichere Landung sorgen, wenn man abspringt oder unfreiwillig abfliegt. Letzteres gehört beim Bouldern einfach dazu. Deshalb kannst du dich auch nicht darauf verlassen, dass die Erwachsenen an der Wand auf Kinder aufpassen, wenn sie den Rückweg zur Matte antreten. Viele Eltern scheinen gar nicht zu registrieren, dass es gefährlich sein könnte, wenn jemand in drei Meter Höhe über ihren tobenden Kindern an der Wand hängt. Aber frag dich selbst: Würdest du dein Kind auf einer Baustelle unter einem am Kran hängenden Stahlträger spielen lassen? Vermutlich nicht. Dabei ist der Stahlträger sehr wahrscheinlich fest verankert. Ein kletternder Mensch kommt hingegen garantiert auf die eine oder andere Weise nach unten.

 

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Mach deinem Kind deshalb von vornherein klar, dass es auf der Matte nicht rennen darf. Dass es immer darauf achten soll, Abstand von den Wänden zu halten, wenn es nicht gerade selbst klettert. Und dass es mit dem Klettern warten muss, bis der Wandbereich frei ist. Unter jemanden zu klettern ist noch gefährlicher als darunter zu stehen. Das gilt natürlich auch, wenn nur Kinder an der Wand sind.

Kleine Kinder nie unbeaufsichtigt lassen

Ein Tipp noch zum Abschluss: Verlass dich nicht darauf, dass dein Kind diese Regeln von allein einhält. Sei in der Nähe des Boulderbereichs, behalte den Nachwuchs im Blick und hol sie von der Matte, wenn er anfängt, herumzutoben. Bei kleineren Kindern bist du am besten mit auf der Matte und nie weiter als ein paar Schritte entfernt. Am Rand zu sitzen, Kaffee zu trinken und nur gelegentlich mal freundlich zu winken, wenn die Zwerge rufen, funktioniert in der Boulderhalle nicht. Willst du das, solltest du doch einen Trainer buchen, der die Betreuung übernimmt.

Ja, ich weiß, diese Regeln lassen einen Boulderhallenbesuch möglicherweise nicht nach einem entspannten Nachmittag klingen. Trotzdem sind sie nötig, um die Sicherheit aller Besucher – klein wie groß – zu gewährleisten. Fakt ist aber auch: Wenn jeder sich an die Regeln hält, können alle in der Halle ihre Zeit genießen, ohne sich Sorgen machen zu müssen. Dem Spaß am Klettern steht dann nichts im Weg. Und das ist ja, worauf es in einer Kletterhalle in erster Linie ankommt.

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