Warum Misserfolge dich zum besseren Kletterer machen können

Bouldern GranitGerade als der nächste Griff in Reichweite kommt, rutscht der Fuß. Nach einem dynamischen Zug sitzen die Finger nicht optimal, weshalb sie den Schwung nicht abhalten können. Und überhaupt fühlt sich das alles auch im zehnten Versuch nicht machbar an. Solche Situationen kennt wohl jeder, der sich bereits etwas länger dem Klettern verschrieben hat. Und jeder kennt die unmittelbare Folge: Durch das regelmäßige Scheitern kann das Frustniveau beim Vertikalsport bis an die Toleranzgrenze steigen. Will man dann nicht aufgeben, braucht man als Kletterer Nehmerqualitäten. Die richtige Einstellung hilft, diese zu entwickeln.

Klettern ohne Frust gibt es nicht

Mit steigendem Kletterniveau werden schnelle Erfolgserlebnisse seltener, während Frustmomente eine größere Rolle spielen. Das liegt immer häufiger an Kleinigkeiten, die den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg machen. Und natürlich weiß man anfangs nie sicher, auf was es denn nun genau ankommt. Folglich stößt man häufiger auf Boulder, die sich erst nach längerem Herumprobieren lösen lassen. Scheitern wird dadurch zu einem integralen Bestandteil des Klettererlebnisses. Dass damit umzugehen nicht immer leicht ist, beweisen tagtäglich Kletterer, die wild fluchend aus ihrem Projekt fallen.

Scheitern SchwächenAllerdings darf man sich davon in keinem Fall entmutigen lassen. Sicher ist es nicht leicht, immer und immer wieder an der gleichen Stelle zu scheitern und möglicherweise noch mit ansehen zu müssen, wie der Trainingspartner diese scheinbar mühelos meistert, die Nerven sollte man deshalb aber nicht verlieren. Andernfalls wird man sich immer schwerer dazu motivieren können, harte Boulder oder Routen anzugehen und schließlich dauerhaft auf einem Niveau stehen bleiben. Stellt sich die Frage, ob das am Ende weniger frustrierend ist…

Im Scheitern die Chance erkennen

Wer Stillstand nicht als Option ansieht, muss lernen, aus Fehlschlägen etwas Positives zu ziehen. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie man zum besseren Kletterer wird, ist das sogar relativ einfach. Jeder Zug, der nicht klappen will, offenbart eine Schwachstelle im eigenen Klettervermögen. Jeder gescheiterte Versuch ist damit aktive Arbeit an den Punkten, die ein Vorankommen verhindern. Wenn sich also beispielsweise ein Boulder in der Halle kaum schaffbar anfühlt und man immer wieder an der gleichen Stelle scheitert, sollte man nicht darüber fluchen, dass der Schrauber Mist gebaut hat, sondern die Herausforderung als Gelegenheit begrüßen, das eigene Können auf die nächste Stufe zu heben.

Natürlich ist es dann wichtig, die Fehlversuche genau zu rekapitulieren und den Blick auf Feinheiten zu richten. Immer und immer wieder den gleichen Fehler zu machen, sorgt schließlich nicht dafür, dass er irgendwann verschwindet. Um Erfolg zu haben, muss man deshalb den Kopf einschalten, verschiedene Lösungsansätze testen (etwa den Griff anders fassen, den Körper besser positionieren oder stärker mit der Hüfte arbeiten), um dann genau zu beobachten, welcher Versuch sich am besten angefühlt hat. Verfeinert man die Bewegung dann weiter, rückt der Abschluss des Projekts immer näher.

Aufschieben, nicht aufgeben

Natürlich kann es manchmal sinnvoll sein, einen Boulder auch einmal links liegen zu lassen. Genügt die Fingerkraft beispielsweise nicht, um den Schlüsselgriff zu halten, bringt ständiges Wiederholen kurzfristig keine Erfolge. Solche Erfahrungen sollte man dann zum Anlass nehmen, auf anderen Wegen an der jeweiligen Schwäche zu arbeiten, um später stärker an das alte Projekt zurückzukehren. Klappt es dann, wird das Erfolgserlebnis umso größer sein und für sämtlichen Frust entschädigen.

Titelbild: Alessandro Valli/Flickr.com

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