Thüringen ist nicht gerade dafür bekannt, ein Mekka des Bouldersports zu sein. Dabei ist das Problem keineswegs, dass es im grünen Herzen Deutschlands keine Boulderfelsen gäbe, der Grund liegt eher in der überschaubaren Größe der einzelnen Gebiete. Hinzu kommt, dass der wohl wichtigste Boulderspot, das Hülloch bei Tambach-Dietharz, mit seiner athletischen Kletterei an aggressivem Gestein ein wenig Gewöhnung abfordert. Wer es etwas weniger schmerzhaft mag, muss Thüringen jedoch nicht abschreiben, sondern wird ganz im Westen des Bundeslandes fündig. Dort verstecken sich in der Nähe des Ortes Thalwenden zwei Spots, die mit hartem Sandstein und abwechslungsreichen Problemen aufwarten können. Hier gibt es durchaus genug für einen Wochenendtrip zu tun.
Top Sandstein am Rande Thüringens
Vergleicht man das Gestein mit dem Buntsandstein in der Rabenschüssel bei Jena, liegen in Sachen Qualität Welten dazwischen. Während es in Jena unaufhörlich bröselt, kommt das Thalwendener Gestein äußerst fest und kompakt daher. Dass man hier in einen zugesandeten Griff langt, bleibt die absolute Ausnahme, was die beste Voraussetzung ist, um die dortigen Felsen zu besteigen. Stellenweise erinnert das dank einiger frei stehender Blöcke mit Ausstiegsbouldern sogar etwas an Fontainebleau, auch wenn der Sandstein in diesem Zentrum des europäischen Bouldersports um einiges feinkörniger ausfällt. Hier wie da gript es allerdings hervorragend.
Das Bouldergebiet in Thalwenden unterteilt sich in zwei Sektoren, wobei die meisten Probleme im Wiesental zu finden sind, während das benachbarte Fünf-Finger-Tal mit etwas mehr als 40 Boulderrouten zumindest einen Abstecher wert ist. Gerade Boulderer, die noch wenig Erfahrung haben, werden hier dank zahlreicher im 5er-Bereich angesiedelter Probleme mit Ausstiegen in niedriger Höhe fündig.
Löcher, Dächer und ein bisschen Platte
Zur Eingewöhnung im Wiesental sind die Blöcke Fregatte und U-Boot bestens geeignet, die sich quasi in direkter Nähe zum Parkplatz finden. Hier zeigt der Thalwendener Sandstein seine Vielfalt. Während am U-Boot im Überhang an Löchern gebouldert wird, gibt es an der Fregatte neben Sitzstartproblemen auch einige Routen an einer geneigten Platte, bei denen es eher zählt, gut zu stehen, als sich festhalten zu können. Die Schwierigkeit liegt hier wie an den meisten anderen Blöcken auch im fünften und sechsten Grad.
Unbedingt mitnehmen sollte man den Fury-Block, der mittig im Gebiet an einem Hang liegt und tolle Routen an einer steilen Wand zu bieten hat, die von mäßig schwer bis knackig reichen. Mit Shark Attack (6a+), Smoke on the Water, Super Furor (beide 6b+) und Fury (7b) finden sich hier gleich einige der besten Boulder im Tal. Wer es generell etwas härter mag, schaut im Räuberschloss vorbei und versucht sich am Einbeinigen Banditen (6c+), dem Zweibeinigen Banditen (7a) oder Corleone, der mit 7c+ bewertet und damit die aktuell härteste Nuss im Gebiet ist.
Erwähnenswert wäre noch, dass das Absprunggelände an den Bouldern in Thalwenden fast überall gut bis sehr gut ausfällt. Da es zum Teil auch mal vier Meter in die Höhe gehen kann, sollte man dennoch ein zweites oder drittes Pad dabei haben. Vor allem am Fury-Block zahlt sich das aus.
Kostenloser Topo im Netz
Einen einfachen, aber leider nicht mehr ganz aktuellen Bouldertopo für das Wiesental findet man auf der Webseite des örtlichen Camping-Platzes Bergwiese Thüringen zum kostenlosen Download. Wer es etwas detaillierter mag, greift zum im Geoquest-Verlag erschienenen BlocReich, mit dem Thomas Hocke eine Bestandsaufnahme der wichtigsten Bouldergebiete Thüringes umgesetzt hat. Zu finden ist dieser beispielsweise hier.