Vor ein paar Tagen ist mir aufgefallen, dass sich kurz nach dem Jahreswechsel ein für mich wichtiger Tag jährt. Im Frühjahr 2010 bin ich das erste Mal in eine Boulderhalle gegangen und habe damit einen Sport entdeckt, der längst mehr als ein Hobby ist. Bald habe ich also zwölf Jahre Bouldern hinter mir, in denen ich einiges über das Klettern, aber dank des Sports auch über mich gelernt habe. Zwölf Jahre, die einige Erfolge mit sich gebracht haben, aus denen ich aber rückblickend auch mehr hätte herausholen können.
Aus dem Fitnessstudio in die Boulderhalle
Bouldern hat mich vom ersten Moment an gefangen genommen – auch wenn mein Start holprig war. Freundlich ausgedrückt. Davon, wie man sich gut an der Wand bewegt, hatte ich anfangs keinen blassen Schimmer. Hätte ich mich mit dem Wissen von heute selbst beobachtet, wäre ich wohl der Meinung gewesen, dass das nie etwas wird. Zum damaligen Zeitpunkt war ich noch im Kraftsport verankert und kletterte dementsprechend: Jeder Zug war mehr oder weniger ein Klimmzug, die Füße wurden als Gewicht hinterhergezogen.
Solche Probleme konnte ich glücklicherweise relativ schnell abstellen, weil ich mich noch am Tag meines ersten Hallenbesuchs mit Klettertechnik und -training zu beschäftigen begann. Mein Interesse für die Theorie war aber auch abseits der Erkenntnis nützlich, dass ich mich besser von den Beinen die Wand hochtragen lasse, als mich Kraft der Arme hochzuziehen.
Das theoretische Wissen sorgte dafür, dass ich den Erfolg beim Bouldern nicht nur als eine Frage der Kraft betrachtete, sondern auch der Technik. Die wiederum ist keine rein intuitive Angelegenheit. Man kann allein durch die Analyse der Griff- und Trittpositionen an der Wand darauf kommen, welche Lösungsansätze Sinn machen und welche eher Kraftverschwendung sind. Da meine Intution anfangs nicht sonderlich überragend war, musste ich viele Boulder erst mal im Kopf zerlegen. Bis heute bin ich deshalb recht gut darin, mögliche Lösungen schon von der Matte aus zu erkennen, ohne sie tatsächlich ausprobieren zu müssen.
Mehr als zwei Jahre auf dem Leistungsplateau
Doch es lief nicht in jedem wichtigen Punkt so gut. Trotz meines Backgrounds im Kraftsport und meines Wissens um Trainingstheorie habe ich auf dieser Baustelle einige grobe Fehler gemacht, die mich über Jahre ausgebremst haben. Nach dem ich mich in den Sport eingefühlt hatte, ging es erst einmal bergauf, bis ich nach etwa vier Jahren auf dem ersten Plateau landete – und dort zweieinhalb Jahre hängen blieb. Erst durch ein paar Schlüsselmomente habe ich meiner Entwicklung als Kletterer neuen Schwung verleihen können. Was genau ich heute in diesem und anderen Bereichen anders machen würde, habe ich im oben stehenden Video erklärt.