Frontal klettern: 3 Fehler, die nicht nur Einsteiger machen

Das Eindrehen ist eine der ersten Techniken, die man als Kletteranfänger erklärt bekommt – neben dem langen Arm und dem Klettern aus den Beinen. Diese Techniken sind unglaublich nützlich und müssen oft erst vermittelt werden, weil sie sich nicht jedem intuitiv ergeben. Viele Menschen klettern ausschließlich frontal, bis sie es anders erklärt bekommen. Doch obwohl es sich dabei um die “natürlichste” Art des Kletterns handelt, sind die Bewegungen längst nicht immer ideal. Dabei macht gerade beim frontalen Kletterstil die Technik den Unterschied, ob er effizient oder sehr kraftraubend ist. Drei Fehler treten dabei besonders häufig auf und werden längst nicht nur von Anfängern gemacht. Über zwei davon hätte ich gern schon als Einsteiger Bescheid gewusst. Dann wäre ich heute vermutlich ein sehr viel besserer Kletterer.

Ist das ein Tritt oder kann das weg?

Einfache Boulder oder Kletterrouten sind oft auch deshalb einfach, weil sie viele Optionen bieten. Große Griffe und ein scheinbares Überangebot an Tritten laden dazu ein, auch mal etwas auszulassen. Das kann sogar wie eine gute Idee wirken, schließlich spart man sich Züge und ist schneller oben. Effizienz lässt grüßen.

Die Realität sieht leider oft anders aus – zumindest in der Halle. Denn normalerweise denken sich die Menschen, die die Route gesetzt haben, etwas dabei, wenn sie Griffe und Tritte an der Wand platzieren. In vielen – wenn auch nicht in allen – Fällen ist die vom Routenbauer gedachte Lösung auch die, die sich am leichtesten klettern lässt. Lässt du Griffe und Tritte aus, hast du also gute Chancen, dir die Züge dadurch schwerer zu machen, weil du am Ende möglicherweise mit der falschen Hand am falschen Griff oder dem falschen Fuß auf dem falschen Tritt landest. Solche Fehler zu korrigieren, ist oft kraftraubend und manchmal sogar unmöglich. Die Abkürzung entpuppt sich dann als Sackgasse.

Aber selbst wenn du die Kletterstelle trotzdem lösen kannst, solltest du es vermeiden, nach Griffen an deiner Reichweitengrenze zu angeln oder auf Tritte zu steigen, die sehr weit oben liegen, wenn es andere Optionen gibt. Beides macht es dir schwerer, dich weiter zu bewegen. Insbesondere das hohe Antreten ist tückisch. Schließlich ist es nicht damit getan, den Fuß nach oben zu stellen, anschließend musst du dein Körpergewicht auch über diesen Fuß bringen, um den Tritt nutzen zu können. Diese Aufgabe bleibt dann buchstäblich an den Armen hängen. Weil deine Beine nichts mehr beitragen können, müssen die Arme den Job übernehmen. Dabei haben die Beine eigentlich mehr Kraft und Ausdauer und könnten dich nach oben tragen. Das Klettern wird so anstrengender, als es sein müsste.

Zum Glück lässt sich das leicht beheben: Schau dir genau an, welche Trittoptionen du hast, bevor du einfach deinen Fuß so hoch wie möglich stellst – besonders dann, wenn der anvisierte Tritt deutlich über Kniehöhe liegt. Hast du dann eine tiefer liegende Möglichkeit, nutze diese, um effizienter aus den Beinen klettern zu können.

Hüfte ran, Hüfte weg, Hüfte ran

Das zu hohe Antreten geht oft mit einem zweiten Problem Hand in Hand, das längst nicht nur Einsteiger betrifft. Ich selbst erwische mich auch nach über einem Jahrzehnt im Klettersport noch dabei, diesen Fehler zu begehen: Es geht um die richtige Positionierung der Hüfte. Was hat das mit der Nutzung zu hoher Tritte zu tun?

Um den Fuß überhaupt hoch zu bekommen, schieben viele von uns die Hüfte aus der Wand. Oft, weil es uns an Beweglichkeit mangelt und es gar nicht anders geht. Solange man die Hüfte anschließend wieder an die Wand holt, mag das alles noch okay sein. In vielen Fällen geschieht das aber nicht oder nicht ausreichend, obwohl es entscheidend ist, um im frontalen Kletterstil kraftsparend unterwegs zu sein.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Um effizient zu klettern, musst du dein Körpergewicht zu einem möglichst großen Teil von den Füßen tragen lassen. Das heißt, wann immer deine Füße für einen Augenblick nichts zu tun haben und es sinnvoll möglich ist, schiebst du deine Hüfte nah an die Wand, um die Last auf die Füße zu bringen. Musst du einen Fuß weiter setzen und dich dafür aus der Wand lehnen, ist das in Ordnung. Sobald der Fuß aber steht, sollte die Hüfte wieder zur Wand zurückkehren.

Am besten gewöhnst du dir diese Bewegungsfolge ab dem ersten Tag an, damit sie ein Automatismus wird. Ich selbst habe dem lange Zeit nicht genug Beachtung geschenkt und ertappe mich noch immer ständig dabei, wie ich es vergesse – mit dem Ergebnis, dass ich mehr Kraft für Züge brauche als andere, die ihre Hüfte besser einsetzen als ich. Besonders in überhängenden Bouldern mit schlechten Griffen macht sich das bemerkbar. Sich dann aktiv in die Wand zu ziehen, erleichtert es dann, Zug auf die Griffe zu bringen.

 

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So viel wie nötig, so wenig wie möglich

Und das bringt mich auch direkt zu Punkt 3. Denn es ist zwar so, dass wir beim frontalen Klettern häufiger als beim Eindrehen den Arm beugen müssen, um zum nächsten Griff zu kommen. Wie viel Kraft du dafür tatsächlich aus den Armen holen musst, hängt aber auch von dem von dir bevorzugten Kletterstil ab. Leider ist der gefühlt sicherste auch der physisch forderndste Stil – nämlich der statische. Mit „statisch“ meine ich, dass du dir vor jedem Zug eine stabile Position suchst, in der du deinen Körper quasi einfrierst. Beim Weiterziehen selbst bewegst du dann nur noch den jeweiligen Arm, der neu positioniert wird.

Selbst wenn diese Position an sich gut ist, also das Gewicht großteils von den Füßen getragen wird, ist das kraftraubend. Mit einer kleinen Portion Dynamik geht es effizienter. Mein Tipp für dich: Gewöhn dir vorm Weiterziehen an, eine kleine Ausholbewegung mit der Hüfte zu machen und deinen Körper dann in die Wand zu werfen. Und genau während dieser Bewegung in die Wand fasst du weiter und schiebst dich aus den Beinen zum nächsten Griff. Das funktioniert bereits in leichten Bouldern und wird mit zunehmender Schwierigkeit immer nützlicher.

Ein richtig schönes Beispiel für diese Technik habe ich kürzlich auf Instagram gesehen. Sierra Blair-Coyl klettert darin eine 7C-Traverse und leitet einen Großteil der Züge mit der Hüfte ein. Selbst das Nachfassen der Griffe löst sie teilweise aus der Hüfte aus. Zu sehen ist das in der oben verlinkten Instagram-Story.

Einziger Nachteil dieser Technik: Es braucht etwas höhere Präzision und deshalb Übung, damit es gut funktioniert. Aber gerade deshalb ist es wertvoll, so früh wie möglich damit zu beginnen. Es später zu erlernen, kann richtig schwer sein. Auch da spreche ich aus Erfahrung, weil ich die ersten paar Jahre der Statiker vor dem Herrn war. Ein echtes Boulderfaultier. Jetzt fällt es mir schwer, diese Technik umzusetzen, selbst wenn ich daran denke. Ich verfehle mangels ausreichender Koordination regelmäßig Griffe und lande anschließend auf der Matte. Dabei ist gerade diese Technik ein Schlüssel, um sehr schwere Züge lösbarer zu machen.

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