Manche Boulder sieht man und weiß direkt, wie sie funktionieren. Bei anderen erschließt nicht jeder Zug auf den ersten Blick, beziehungsweise auf den ersten Versuch. Manchmal gibt es Probleme, die scheinbar gar nichts preisgeben oder mehrere Optionen lassen, zwischen denen es zu entscheiden schwer fällt. Wenn du mit so einem Boulder kämpfst und sicher bist, nicht an der Kraft zu scheitern, dann ist es Zeit, in den Analysemodus zu gehen. Denn wohlmöglich ist es deine Körperpositionierung an der Wand, die dir beim Durchstiegsversuch Schwierigkeiten macht.
Wie muss ich die Griffe belasten?
Die erste Frage, die ich mir stelle, um der Lösung von Positionierungsproblemen auf die Spur zu kommen, ist, wie die optimale Belastungsrichtung der Griffe aussieht. Viele Griffe, die man in Kletterhallen findet, haben eine klar definierte Grifffläche. Am leichtesten lassen sich diese halten, wenn du Druck oder Zug senkrecht auf diese Fläche aufbaust. Einfacher wird das natürlich, wenn du deinen Körper passend dazu positionierst. Bei Griffen mit nach oben ausgerichteter Grifffläche bleibst du am besten unter dem Griff, bei Seitgriffen positionierst du dich seitlich. Dir darüber Klarheit zu verschaffen, kann dich der Lösung bereits deutlich näher bringen.
Wo will ich hin?
Natürlich ist der Fall längst nicht immer eindeutig. Manche Griffe bieten mehrere Möglichkeiten, sie zu halten. Dann wird die Frage wichtig, wo ich mit meinem Körper im Anschluss eigentlich hin will. Hast du die Möglichkeit, dich in mehreren Positionen zu halten, ist oft diejenige die Beste, die dich näher zum nächsten Griff bringt. Dadurch wird der darauffolgende Zug verkürzt und in der Regel kraftsparender machbar.
Manchmal hilft auch der Blick nach unten. Denn auch die Neigung der Tritte kann Hinweise darauf liefern, wo du mit meinem Körper hin musst. Fällt es dir schwer, sie sinnvoll zu belasten, macht es Sinn, eine andere Position zu suchen.
Welche Hand zieht weiter?
Es könnte so einfach sein: Griffe, die auf der linken Seite des Körpers liegen, sind für die linke Hand, solche, die rechts liegen, für die Rechte. Was in den einfachsten Bouldern manchmal noch stimmt, hat später keine absolute Gültigkeit mehr. Das hat Auswirkungen: Liest du die Griffabfolge falsch, kann ein Boulder sehr viel schwerer oder sogar unlösbar werden.
Deshalb solltest du dir bei jedem Boulder etwas Zeit nehmen, um die Route zu lesen. Dabei überlegst du unter anderem, mit welcher Hand du eigentlich in welchen Griff ziehen willst. Dadurch lassen sich Sackgassen vermeiden. Gleichzeitig kann es für die Körperposition einen großen Unterschied machen, mit welcher Hand du zum nächsten Griff ziehen möchtest. Ein anschauliches Beispiel dafür ist der Balls-Boulder im oben verlinkten Video.
Diese Idee lässt sich natürlich auch auf die Tritte übertragen. Oft machen nur bestimmte Tritte für einen Zug wirklich Sinn. Stehst du falsch, also beispielsweise zu hoch, zu niedrig oder auf dem falschen Fuß, wird es knifflig. Deswegen lohnt es sich, auch der Trittfolge Beachtung zu schenken.
Was macht meine Hüfte?
Hüfte offen oder geschlossen? Auch diese Frage hat maßgeblichen Einfluss darauf, wie leicht oder schwer sich ein Zug anfühlt. Ob ich versuche, einen Zug frontal zu lösen, der eingedreht deutlich leichter wäre – oder umgekehrt – macht einen riesigen Unterschied. Leider gibt es keine allgemeingültige Regel, nach der sich einfach bestimmen lassen würde, welche Variante jeweils die beste ist.
Oft gilt allerdings, dass eine seitliche Positionierung an der Wand weite Züge leichter machen kann. Eingedreht ist es einfacher sich zu strecken und so die Körperlänge voll auszunutzen. Gleichzeitig wird es allerdings schwieriger, den Körperschwerpunkt zu verlagern. Muss du dich also beispielsweise über einen Tritt schieben, um zum nächsten Griff zu kommen, wird dir das leichter fallen, wenn du frontal mit geöffneter Hüfte kletterst. Sollte sich dir nicht erschließen, welche Lösung die bessere ist, versuche beide Varianten und schau, welche sich sinnvoller anfühlt.