Was muss das wohl für ein Gefühl sein, wenn man an seinem freien Tag bei gutem Wetter im heimatlichen Klettergebiet ankommt, sich auf eine gute Session freut und dann die Felsen völlig verwüstet vorfindet? Einige Mitglieder der Klettercommunity im britischen Yorkshire können diese Frage jetzt aus eigenem Erleben beantworten. Dort ist der kleine, aber feine Felsspielplatz Whitehouses Vandalismus zum Opfer gefallen. Ziel war es offenbar, die Kletterer ein für alle Mal zu vertreiben.
Klares Statement an die Kletterszene
Wenn man die Bilder des angerichteten Schadens sieht, drängen sich sofort zwei Fragen auf: Wer macht denn bitte so was? Und warum? Während sich ersteres noch nicht mit absoluter Sicherheit sagen lässt, ist letzteres im Anbetracht der Umstände selbsterklärend. Wie der Local Dan Turner in einem Video erzählt, das auch die Schäden am Fels dokumentiert, kam es vor dem Vandalismus immer wieder zu Problemen zwischen Klettern und dem Besitzer des Whitehouses-Areals. Ein klares Kletterverbot soll es jedoch nicht gegeben haben, weshalb Boulderer weiterhin in Whitehouses ihrer Leidenschaft nachgingen und damit wohl die Geduld des Besitzers überstrapazierten.
Ob dieser tatsächlich selbst zum Meißel gegriffen und sämtliche Griffe abgeschlagen hat, bleibt vorerst ungeklärt. An der Motivation des Täters gibt es dank eines großen am Fels angebrachten „Do not climb“-Schildes allerdings keinen Zweifel. Hier hat jemand ein Problem mit Kletterern, das offensichtlich groß genug ist, um andere Saiten aufzuziehen. Um ein paar Chalkflecken wird es wohl nicht gegangen sein. Einem Artikel des britischen Alpenvereins zufolge gab es in der Vergangenheit Beschwerden des Landbesitzers wegen zugeparkter Einfahrten, Streitereien mit Kletterern und nächtlicher Klettersessions. Trotz verschiedener Appelle an die Klettergemeinschaft scheinen die Probleme nicht aufgehört und damit die drastische Reaktion provoziert zu haben.
Rücksichtsvolles Verhalten ist ein Muss – auch für gestandene Kletterer
Fälle von Vandalismus sind nichts Neues. Immer wieder kommt es zu Streitigkeiten zwischen Landbesitzern und Kletterern, die in mit Öl oder Jauche beschmierten Felsen, Kletterverboten und im Extremfall mit zerstörten Griffen enden. Ärgerlich ist das vor allem, weil solche Zwischenfälle vermeidbar wären, wenn alle Kletterer sich an ein paar einfache Verhaltensregeln halten würden. Wildes Parken oder das Zuparken von Einfahrten, zertrampelte Weideflächen, das Hinterlassen von Müll, laute Musik und Geschrei, nächtliches Klettern oder das große Geschäft am Wegesrand sind Zutaten, die Probleme garantieren. Genauso wenig ist es hilfreich, mit einem Landbesitzer oder Förster zu diskutieren, wenn dieser die Kletterer bittet, das Gebiet zu verlassen – egal wie unsinnig deren Beschwerde in diesem Moment erscheinen mag. Unser Sport wird in der freien Natur nur geduldet, ein Recht, zu klettern, gibt es nicht.
Weil die Community seit Jahren stetig wächst und Zwischenfälle dadurch wahrscheinlicher werden, sind wir alle gefragt, diese einfachen Verhaltensregeln einzuhalten und andere Kletterer freundlich darauf hinzuweisen, etwaiges Fehlverhalten abzustellen. Nun wäre es natürlich ein Leichtes, die Schuld für den Ärger mit Besitzern auf unerfahrene Kletterer zu schieben, die von der Halle nach draußen drängen, ohne sich um den Boulder-Knigge scheren. Das wäre allerdings zu kurz gedacht. Der Fall von Whitehouses zeigt, dass auch alte Hasen noch zu lernen haben. Laut 27crags bewegten sich die Boulder im Schwierigkeitsbereich zwischen Fb 6c und Fb 8b. Für blutige Anfänger gab es da nichts zu holen.