Vor wenigen Stunden wurden die letzten Boulder beim zweiten Asienstopp der Weltcup-Serie geschrubbt und geklettert. In Haiyang hatten vor allem die Favoriten schwer zu kämpfen. Und konnten das Ruder dennoch nicht herumreißen. Auf der Spitze des Podiums stand deshalb sowohl bei den Herren als auch bei den Damen der Nachwuchs.
In Haiyang zu bouldern, war für die Athleten unübersehbar eine riesige Herausforderung. Bei Temperaturen um 30 Grad und einer hohen Luftfeuchtigkeit kann von guten Bedingungen keine Rede sein. Erschwert wurde das noch, weil die Schrauber in vielen Problemen auf schlechte Sloper und noch schlechtere Leisten gesetzt hatten. Folglich gab es häufiger Stürze als Tops zu sehen.
Hojer macht den menschlichen Schraubenzieher
Dass es dennoch ging, zeigte bei den Herren der Koreaner Jongwon Chon, der sich mit seiner starken Leistung die erste Weltcup-Goldmedaille verdiente. Ganz so souverän, wie man es von Siegern anderer Cups kennt, sah das aber auch hier nicht aus. Zwei geschaffte Boulder genügten, um sich vor den Russen Rustam Gelmanov zu setzen, der ebenfalls zwei Probleme löste, dafür aber mehr Versuche benötigte. Platz 3 belegte Alban Levier, der einen Boulder flashen und jeweils zwei Bonus-Griffe beim ersten Go erreichen konnte.
Weil Hojer, der ebenfalls einen Boulder im ersten Durchgang kletterte, einen Bonus-Griff erst im zweiten Versuch sicher fassen konnte, reichte es nur noch für den Vierten. Dabei legte der Kölner buchstäblich einen starken Start hin und riss beim ersten Boulder einen Griff von der Wand. Dass die Schrauber danach hätten gewarnt sein müssen und die restlichen Routen verstärken hätten sollen, zeigte er dann beim dritten Boulder, wo der Beweis erbracht wurde, dass sogar an die Wand gespaxte Volumen der Fingerkraft eines Herrn Hojer nicht gewachsen sein müssen.
Als Pechvogel des Tages kann derweil der Japaner Minoru Nakano gelten. Er kletterte Boulder 2 im ersten Versuch, versäumte es aber, den Endgriff mit beiden Händen drei Sekunden zu halten. Stattdessen jubelte er, sprang und bekam nach der Landung einen kurzen Vortrag in Regelkunde. Weil Nakano es dann nicht noch einmal nach oben schaffte, blieb er am Ende ohne gültigen Top.
Petra Klingler souverän auf dem ersten Platz
Bei den Frauen sicherte sich die Schweizerin Petra Klingler Gold. Viel zu sehen gab es von dabei nicht, da sie gleich drei der vier Probleme auf Anhieb lösen konnte und so schnell von der Matte verschwand, wie sie gekommen war. Lediglich für Boulder 2 fand sie keine funktionierende Sequenz. Akiyo Noguchi musste sich in Haiyang mit dem zweiten Platz zufriedengeben, nachdem ein Flash misslang und der dritte Finalboulder nicht ihren Geschmack zu treffen schien. Shauna Coxsey landete auf Platz 3 und dürfte sich darüber ein wenig geärgert haben. Sie hatte bis zuletzt die Chance, Erste zu werden.
Obwohl die Frauen in Haiyang insgesamt weniger Schwierigkeiten mit den ihnen gestellten Problemen hatten, wurden sie keineswegs geschont. Alle Boulder waren knackig, forderten Präzision und starke Finger. Im Fall der dritten Route waren außerdem extreme Beweglichkeit und Einfallsreichtum gefragt. Im Vergleich dazu wirkten die Boulder der Männer beinahe wie Standardkost.
Boulder-Männer kämpfen in München um Gesamtsieg
Bis zu ihrem nächsten Weltcup-Einsatz haben die Damen und Herren nun etwas Zeit, sich zu erholen. Die letzte Station der 2015er-Serie ist München, wo die Boulder-Elite am 15. August zusammenkommt. Gerade für die Männer wird es dann spannend, weil sowohl Adam Ondra als auch Jan Hojer die Chance haben, dem derzeit führenden Jongwon Chon den Gesamtsieg streitig zu machen. Derweil darf sich die Japanerin Akiyo Noguchi schon jetzt recht sicher fühlen. Mit 340 Punkten liegt sie weit vor ihrer Landsfrau Miho Nonaka, die in der Gesamtwertung mit 233 Punkten Platz 2 für sich beansprucht.
Ein Gedanke zu „Boulder-Weltcup Haiyang 2015: Hitze, Sloper und ein menschlicher Schraubenzieher“