Wenn ein Haufen Weltklasse-Athleten im Wettkampf aufeinandertreffen, weiß man am Anfang nie so genau, was am Ende herauskommt. Das hat sich auch dieses Wochenende beim 2015er Boulder-Weltcup in Vail bewahrheitet. Scheiterte beispielsweise Jan Hojer vergangene Woche in Toronto noch an der Qualifikation fürs Finale, war er diesen Samstag ganz oben auf. Teamkollegin Juliane Wurm musste sich derweil schon nach der ersten Runde aus dem Wettbewerb verabschieden. Für Alex Puccio endete in Vail gleich die gesamte Serie.
Die Amerikanerin hat sich beim Erwärmen in der Qualifikation bei einem unglücklichen Sturz das Knie verletzt und wird wohl das nächste halbe Jahr nur noch auf Sparflamme unterwegs sein, was in diesem Fall besonders ärgerlich ist, da Puccio die Wettkampfvorbereitung in den vergangenen Monaten besonders hart angegangen war. Anna Stöhr musste ebenfalls die Segel streichen, nachdem sie sich im Finale bereits an zwei Bouldern versucht hatte und einen topen konnte. Dann sorgte ein schmerzender Finger für das vorzeitige Aus. Details zur Verletzung sind nicht bekannt, weshalb aktuell die Hoffnung bleibt, dass sie weniger ernst ist und die Österreicherin beim nächsten Stopp in Chongqing am 20. und 21. Juni wieder an den Start gehen kann.
Langweilig wurde das Finale trotz der Ausfälle nicht. Wirklich spannende Boulderkreationen, ein gut gelauntes Publikum und motivierte Sportler haben dafür gesorgt. Am Ende schafften es bei den Damen die US-Amerikanerin Megan Mascarenas, die Japanerin Akiyo Noguchi und die Britin Shauna Coxsey auf das Treppchen. Interessant war hier der knappe Kampf um Silber und Bronze, da Noguchi Coxsey nur deshalb abhängen konnte, weil sie einen Bonus-Griff einen Versuch eher erreichte. Beeindruckend schlug sich außerdem Weltcup-Neuling Margo Hayes, die mit gerade einmal 16 Jahren in die Weltspitze vordringen konnte. Zwar reichte es nur für Rang 6, angesichts der starken Konkurrenz ist das allerdings mehr als nur ein Achtungserfolg.
In der Herrenriege fiel der Kampf um Platz 1 ähnlich knapp wie das Duell Coxsey – Noguchi aus. Hier war es der US-Boulderer Nathaniel Coleman, der Jan Hojer die Stirn bot und lediglich scheiterte, weil er zwei Bonus-Griffe anders als der Kölner nicht im ersten Versuch erreichen konnte. Überhaupt zeigte sich Hojer wieder von seiner besten Seite und ließ unglaublich schwere Bewegungen lächerlich leicht aussehen. Das letzte, größtenteils aus Fingerlöchern bestehende Problem, hangelte er beispielsweise ohne zu zögern durch. Adam Ondra, der immer wieder zu den Favoriten zählt, hatte da deutlich mehr zu kämpfen und erreichte in Vail am Ende des Wettkampfs Platz 3.
Wer den Boulder-Cup verpasst hat, bekommt mit dem oben verlinkten Mitschnitt des Live-Streams noch einmal die Chance, hineinzuschauen. Da die Boulder allesamt wirklich spannend waren und anders als in Toronto keine völlig unnötigen Stolpersteine enthielten, würde ich das dieses Mal sogar ausdrücklich empfehlen.