Irgendwann erwischt es jeden. Ein unsauberer Zug, ein Versuch zu viel und die Haut an den Fingern ist weg. Plötzlich stellt sich die Frage: Wie geht es an diesem Klettertag weiter? Und was tue ich in der Folge, um die Heilung zu beschleunigen und mir beim nächsten Klettern nicht eine noch größere Verletzung zuzuziehen? Egal ob Flapper oder Riss – Blessuren der Haut an den Händen können von Kletterern immer auf ähnliche Art behandelt werden. Das dafür nötige Material findet sich in jedem Badezimmerschrank. Und im Rucksack der meisten Vertikalsportler.
Die Erstversorgung: Tape hilft
Ist man einmal zu oft vom Sloper abgerutscht oder hat eine scharfe Leiste zu lange beackert, machen sich die Konsequenzen unangenehm bemerkbar. Die Haut an den Fingern ist aufgerissen oder hat sich gleich großflächig verabschiedet. Die Stelle brennt und blutet vielleicht auch. Belastbar ist sie oft nur noch unter Schmerzen. Ist der Klettertag also gelaufen? Mitnichten. Denn oft reicht ein schlichter Tape-Verband, um wieder an die Wand gehen zu können. Dieser gestaltet sich relativ einfach, sofern tatsächlich die Finger und nicht die Handflächen betroffen sind.
Ein ringförmiges Tape genügt, um die Wunde zu schützen. Da es bei Flappern sein kann, dass die Haut noch lose an den Fingern hängt, ist es natürlich unangenehm, wenn das Tape hier festklebt. Spätestens, wenn es wieder runter soll. Trotzdem solltest du den Hautfetzen nicht abreißen. Besser ist es, eine kleine Wundauflage zu improvisieren, indem du einfach das Endstück deines Tape-Streifens umlegst oder ein zweites Stück Tape mit der Klebefläche nach oben zeigend auf die Verletzung legst. Bei Cuts ist das in der Regel nicht notwendig. Das Tape kann aber, sofern der Cut sich in der Gelenkbeuge befindet, etwas komplizierter sein. Wie es dann funktioniert, zeige ich im Video.
Halte die Haut feucht und elastisch
Mit einem Tape kannst du verhindern, dass deine Haut weiteren Schaden nimmt. Am Ende des Klettertages geht es dann aber darum, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, damit der bereits vorhandene schnell wieder verschwindet. Hier kann ich nur empfehlen, die betroffene Stelle mit Hautcreme zu behandeln. Produkte für Kletterer gibt es einige, die diesen Job gut erledigen. Durch den Creme-Einsatz stellst du sicher, dass die durch die Verletzung freigelegte Hautschicht nicht austrocknet und rissig wird, was für neue Probleme sorgen kann. Bei Flappern bleibt die lose Haut auch zu diesem Zeitpunkt noch dran. Sie wird nach dem Cremen auf die offene Stelle gelegt und dient als zusätzlicher Schutz.
Nach dem Abheilen folgt der letzte Schliff
Creme solltest du wenigstens zwei bis drei Tage verwenden, bis sich die Haut etwas erholt hat und strapazierfähiger geworden ist. Willst du in der Zwischenzeit wieder klettern, kann ich nur empfehlen, prophylaktisch zu tapen. Andernfalls dürfte der Cut wieder und der Flapper weiter aufreißen. Ein paar Tage später folgt dann aber der letzte Schritt: das Einebnen der Wundränder. Dazu eignen sich ein Nagelknipser und eine Hornhautfeile. Den Knipser nutzt du, um überschüssige Haut abzuschneiden, bis sich an den Wundrändern keine losen Hautfetzen mehr finden. Sei dabei aber vorsichtig. Wer zu großzügig abträgt, hat schnell das nächste unangenehme Loch in den Fingern. Was sich nicht abschneiden lässt, kannst du mit der Feile einebnen. Sinn dieser Übung ist es, einen gleichmäßigen Übergang zwischen alter Hornhaut und der Verletzung zu schaffen. So bietet die abgeheilte Stelle weniger Angriffsfläche für Griffe und das Risiko, dass die Haut von den Rändern ausgehend erneut einreißt, ist geringer.
Noch ein kleiner Tipp zum Ende: Manchmal zeichnet sich schon beim Bouldern ab, dass die Haut an ihre Grenze gerät – zum Beispiel, weil sich Schwielen schmerzhaft zusammenschieben. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, die betroffene Stelle abzutapen, bevor etwas passiert. Schwierig, aber nicht unmöglich, ist das an den Handflächen. Welche Art zu tapen hier funktioniert, habe ich vor einiger Zeit im Kletterretter-Blog erklärt.