Rund, strukturarm und abschüssig – diese Eigenschaften charakterisieren Sloper und sind gleichzeitig der Grund, warum sich viele Kletterer mit ihnen schwertun. Besonders am Anfang sind sie es eine ziemliche Herausforderung. Ist man nur hinterschnittene Griffe gewohnt, in denen sich die Finger mehr oder weniger gut verhaken lassen, kann der Eindruck entstehen, Sloper als Griffe seien ein schlechter Scherz. Mit etwas Erfahrung und ein paar Kniffen gibt sich das aber. Denn die Kletterei an Slopern braucht neben etwas Kraft vor allem eines: die richtige Technik.
#1: Halte dich nah an der Wand
Der vielleicht wichtigste Punkt bei Zügen an Slopern ist, möglichst nah an der Wand zu bleiben. Je weiter der Schwerpunkt nach außen drängt, desto schwerer wird es, die Griffe zu halten. Der Grund dafür ist einfach: Solange der Körper der Wand nah ist, wirkt der Zug auf den Griff in einem günstigeren Winkel. Wandert der Körper nach außen, wird es immer schwieriger, genug Druck auf den Griff zu bringen. Genügt die Kraft nicht mehr, um das zu kompensieren, rutscht man ab.
#2: Finde die optimale Belastungsrichtung
Eng damit ist auch der nächste Punkt verbunden: Je nach Linienverlauf und Form haben Sloper immer eine optimale Belastungsrichtung. Oft hört man, dass es am besten wäre, direkt unter dem Sloper zu bleiben. Aber das stimmt nur, wenn die Grifffläche auch noch oben zeigt. Ist ein Sloper beispielsweise seitlich gedreht, ist es auch das Beste, sich seitlich neben ihm zu positionieren, um optimalen Zug aufbauen zu können.
#3: Klettere möglichst am langen Arm…
Mindestens genauso wichtig wie die richtige Zugrichtung ist, am gestreckten Arm zu klettern. Das ist bei Slopern nicht nur kraftsparend, sondern entlastet auch die Sehnenansätze der Fingermuskulatur am Ellenbogen. Die Arme anzuziehen, bedeutet in vielen Fällen, dass man den Sloper stärker zupressen muss, um den Halt nicht zu verlieren. Das erklärt auch, warum sich nach ausgiebiger Kletterei an Slopern gelegentlich ein Schmerz an den Ellenbogen einstellt. Hier macht sich die hohe Beanspruchung der Muskelansätze bemerkbar.
#4: …oder halte zumindest die Positions des Unterarms stabil
Natürlich lässt sich das Beugen der Arme nicht immer vermeiden, wie das Beispiel des orangenen Kompressionsboulders im Video zeigt. Aber auch dann solltest du nicht weiter anziehen als unbedingt nötig. Je näher deine Schulter dem Griff kommt, desto mehr musst du zupressen. Führt auch daran kein Weg vorbei, weil du den Sloper für einen Zug durchblockieren musst, versuche die Stellung des Handgelenks und damit die Position des Unterarms über die gesamte Bewegung stabil zu halten. Dann sind die Chancen am besten, den Sloper zu halten.
#5: Finde die beste Stelle
Sloper sind selten absolut gleichförmig. Das gilt für die Halle und den Fels gleichermaßen. Folglich gibt es immer Stellen, die sich etwas besser greifen lassen als andere. Wenn du Probleme hast, einen Aufleger im ersten oder zweiten Versuch zu halten, schau ihn dir genauer an. Eventuell gibt es Mulden, Kanten oder andere Unebenheiten, die dir das Leben leichter machen.
#6: Setze den Daumen ein
In vielen Fällen macht es außerdem Sinn, den Sloper in die Zange zu nehmen. Ist er nicht zu groß, kannst du versuchen, mehr Kraft auf den Griff zu bringen, indem du ihn zwischen dem Daumen und den anderen Fingern zusammenpresst. Scheitert das, weil du ihn nicht umfassen kannst, bleibt dir noch die Möglichkeit, den Daumenballen einzusetzen und gegen den Griff zu drücken. Das erhöht die aufgebrachte Kraft ebenfalls und verbessert gleichzeitig die Reibung.
#7: Erzeuge gegenläufige Kräfte
Wenn die Schwerkraft nicht genügt oder der Griff seitwärts belastet werden muss, kann es helfen, über den anderen Arm oder die Füße gegenläufige Kräfte aufzubauen. Die den Sloper haltende Hand kann so in den Griff gepresst oder gezogen werden. Im beistehenden Bild nutze ich im gleichen Boulderstart einmal einen Heel-Hook, um mich in den Startgriff zu ziehen, und einmal die Wand als Tritt, um mich in den Griff zu drücken. Das beide Lösungen für die gleiche Kletterstelle möglich sind, ist die Ausnahme, grundsätzlich kann gegenläufiger Zug oder Druck aber der Schlüssel sein, einen Sloper sicher halten oder von diesem weiterziehen zu können.
#8: Sorge für gute Reibung
Das Stichwort Reibung ist schon weiter oben aufgetaucht und beim Thema Sloper zentral. Weil die Griffe über ihre Form meist nur wenig Halt bieten, hilft es, wenn sich Griffoberfläche und Haut sicher verzahnen. Schwitzige Hände mindern deine Chancen deshalb genauso wie eine dicke Chalk-Patina. Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg ist es folglich, stark bechalkte Sloper zu putzen und gleichzeitig mit ausreichendem Chalk-Einsatz dem eigenen Handschweiß entgegenzuwirken. Hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme sind ebenfalls Negativfaktoren. Wer schwere Sloper-Boulder knacken will, setzt deshalb am besten auf kühle Tage mit trockener Luft. Einfluss hat man darauf natürlich keinen.
#9: Vermeide ruckartige Bewegungen
Manchmal kann ein schneller Schnapper zum nächsten Griff die Rettung sein. Wenn du allerdings einen Sloper nur gerade so halten kannst, sind ruckartige Bewegungen der Tod. Versuche stattdessen, dich kontrolliert weiterzubewegen und den Druck auf den Griff konstant zu halten. Vermeide außerdem ungünstige Änderungen der Belastungsrichtung, sprich ein Wegkippen des Körpers von der Wand. Einzige Ausnahme: Der nächste Griff ist ein echter Henkel. Dann können auch Verzweiflungstaten zum Ziel führen.
#10: Geduld und Regelmäßigkeit machen den Sloper-Experten
Wichtig ist beim Klettern an Slopern vor allem Geduld und Hartnäckigkeit. Mit der Erfahrung verbessert sich die Technik und die notwendige Kraft wächst. Wer regelmäßig an Auflegern klettert, wird die Griffe vermutlich zu schätzen lernen. Wichtig ist jedoch, genau auf den Körper zu hören. Anders als Leisten sind Sloper zwar schonend für die Sehnen und Bänder in den Fingern, übertreibt man es, kann es jedoch zu Überlastungserscheinungen am Ellenbogen kommen. Tauchen in diesem Bereich während des Kletterns oder danach auf, solltest du einen Gang zurückschalten.