Als etwas routinierterer Boulderer werde ich hin und wieder von Freunden gefragt, die erst vor Kurzem zu diesem Sport gekommen sind, ob ich nicht ein paar gute Tipps für Anfänger habe. Diese Frage ist natürlich spätestens mit der Veröffentlichung des Grundkurses überflüssig geworden. Das heißt jedoch nicht, dass jeder den Text kaufen muss, um ein paar Anregungen von mir zu bekommen. Die gibt es weiterhin kostenlos und dank dieses Artikels nun auch online.
1. Vor dem Bouldern erst mal ordentlich aufwärmen
Klingt banal, ist aber absolut essenziell. Bouldern ist ein Sport, der den Körper auf verschiedenste Arten fordert und unsere Bewegungsapparat zum Teil auch bis an die Belastungsgrenze bringen kann. Aus diesem Grund will der gut auf die kommenden Routen vorbereitet werden. Für Einsteiger empfiehlt es sich, vor dem Start in eine Session mit typischen Übungen wie Liegestützen, Armkreisen und Kniebeugen zu beginnen. Sich etwas vorzudehnen kann ebenfalls nicht schaden, da Beweglichkeit an der Wand immer von Vorteil ist. Erst dann steigt man in die ersten einfachen Routen ein und bringt damit auch die Finger auf Betriebstemperatur. Das ist wichtig! Legt man gleich mit dem aktuellen Projekt los, kann das schnell schiefgehen. Einmal kräftig an eine kleine Leiste gepackt, abgerutscht und die Fingersehnen lassen grüßen. Muss man nicht haben.
2. Mit den Beinen klettern
Eigentlich ist das eine olle Kamelle, wird aber gern und häufig von Anfängern falsch gemacht: Besonders die Herren der Schöpfung neigen dazu, sich mit den Armen durch die Boulder zu schludern, wo es doch wesentlich ökonomischer ist, mit den Beinen zu klettern. Die Treter haben dicke Muskeln und halten einfach länger durch. Mein Tipp für alle Boulder-Anfänger deshalb: Stellt euch auf eure Füße und lasst die Beine das Körpergewicht tragen. Genau dafür sind die gemacht.
3. Die Arme schonen
Im Umkehrschluss heißt das, dass man die Arme entlastet. Die Goldene Regel lautet: Geklettert wird am langen Arm. Auch hier zeigen sich bei vielen Anfängern Defizite. Oft wird versucht, den Oberkörper nah an der Wand zu halten, was nur mit angewinkelten Armen gelingt. Am Ende macht der Bizeps schlapp, obwohl der Top-Griff noch außer Sicht ist.
4. Mit dem Körperschwerpunkt arbeiten
Beim Bouldern hängt darüber hinaus vieles davon ab, ob es gelingt, den Körperschwerpunkt gut zu positionieren. Liegt der zu weit außerhalb des Lots, braucht man mehr Kraft, um den Körper an der Wand zu halten. Hat man die nicht oder fehlt es schlicht an Griffen, die sich gut halten lassen, wird der Versuch, den Boulder zu toppen, schiefgehen. Deshalb sollte man immer probieren, in der jeweiligen Situation die richtige Position für den Körperschwerpunkt zu finden. Richtig ist dabei, was sich stabil anfühlt.
5. Kreativ sein
Kein Boulder ist wie der andere. Das macht diesen Sport vor allem für Anfänger zu einem stetigen Lernprozess. Wer elegant die Wand hochgehen will, muss sich immer wieder neue Bewegungen erarbeiten. Aus Standards wie dem Aufhocken oder Eindrehen ergeben sich in den Bouldern immer neue Variationen und Kombinationen. Deshalb lässt sich längst nicht alles mit grauer Theorie lösen. Anfänger sollten ihre Kreativität spielen lassen und verschiedene Lösungswege ausprobieren. Dass die hin und wieder auch in die Sackgasse führen, ist kein Beinbruch, sondern Teil der Wegs zum besseren Boulderer.
6. Mutig sein
Kreativität und Mut gehören oftmals zusammen. Schließlich kann nicht jeder damit umgehen, öffentlich Fehler zu machen. Und in Boulderhallen ist man selten allein. Grundvoraussetzung ist also, dass man zu den eigenen Schwächen steht. Während das etwas abstrakt sein mag, ist beim Bouldern auch abseits davon ganz praktischer Mut gefragt – immer dann, wenn man einen Zug absolvieren muss, der außerhalb des eigenen Komfortbereichs liegt. Diesen Mut muss man unbedingt aufbringen, da man nur durch das Hinausschieben der eigenen Grenzen zu einem besseren Boulderer wird. Das beste Training ist es, sich ganz bewusst Probleme auszusuchen, die einem nicht liegen. Und das ist für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen ein guter Tipp.
Zum Weiterlesen: Sollte dein Wissensdurst nach diesem Artikel noch nicht gestillt sein, kann ich dir neben meinem Grundkurs Bouldern auch den Artikel Bouldern für Anfänger: 10 Tipps für Einsteiger zum Bouldern in der Halle empfehlen. Dort gibt es einige nützliche Infos zu Kraftaufbau, der Entwicklung einer besseren Technik und dem richtigen Umgang mit der unvermeidlichen Schattenseite des Boulderns: dem Frust, wenn ein Boulder partout nicht klappen will.
Ein Gedanke zu „Bouldern – die besten Tipps für Anfänger“