Im folgenden Glossar werden Begriffe aus der Klettersprache von D bis G erklärt. Suchst du nach Begriffen mit einem anderen Anfangsbuchstaben, wirst du auf jeweiligen Glossarseiten fündig. Falls der von dir gesuchte Begriff noch nicht Teil des Glossars ist, hinterlasse einfach einen Kommentar und ich werde ihn so schnell wie möglich hinzufügen.
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In diesem Artikel:
D
Dab
Dab kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt ‘tupfen’. Beim Bouldern sind damit unerwünschte Berührungen der Matte, des Spotters oder von Griffen und Tritten gemeint, die nicht zur Route gehören. Weil eine solche Berührung Zweifel daran wecken kann, ob die erfolgreiche Begehung des Boulders ohne diese möglich gewesen wäre, ist sie ein Grund, den Durchstieg von vorn zu beginnen. Der Begriff selbst wird unter Kletterern vor allem genutzt, um den Kletternden auf die Schippe zu nehmen.
Dach
Als Dach wird eine besondere Form des Überhangs bezeichnet. Verwendung findet der Begriff ausschließlich bei besonders steilen Routen, die sich an horizontalen oder nahezu horizontalen Wänden befinden. Aufgrund der benötigten hohen Körperspannung, Arm- und Fingerkraft gilt die Kletterei im Dach als besonders athletisch.
Doppeldynamo
Mit einem Doppeldynamo ist ein schwungvoller Kletterzug gemeint, bei dem beide Hände gleichzeitig die Ausgangsgriffe verlassen. Für gewöhnlich sind Doppeldynamos nur nötig, wenn man springen muss, um die nächsten Griffe zu erreichen. Weil dafür eine perfekte Bewegungskoordination nötig ist, gehören Doppeldynamos zu den anspruchsvollsten Klettertechniken.
Doppeldyno
Doppeldyno ist die Kurzform von Doppeldynamo.
Drei-Punkt-Regel
Die Drei-Punkt-Regel gehört zu den zentralen Konzepten des Klettersports. Ihr zufolge müssen bei der Fortbewegung am Fels immer drei Punkte Wandkontakt haben. Dadurch soll eine hohe Stabilität und Sicherheit gewährleistet werden. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts war die Regel ein quasi unumstößliches Gesetz, wurde ab dieser Zeit aber von Boulderern wie John Gill ignoriert, die dynamische Züge und Sprünge in ihren Kletterstil integrierten. Im modernen Klettern hat die Drei-Punkt-Regel deshalb ihre Allgemeingültigkeit verloren. Vermittelt wird sie trotzdem noch, um zum Beispiel Anfängern eine Idee zu geben, wie man sich an der Wand stabilisieren kann. In höheren Schwierigkeitsgraden wird es aber beim Bouldern und Sportklettern schwer, sie in jeder Situation umzusetzen.
Dropknee
siehe Ägypter
Durchstieg
Durchstieg ist in der Klettersprache die Bezeichnung dafür, einen Boulder vom Boden bis zum Ende geklettert zu haben. Ob ein Durchstieg erfolgreich ist, hängt von der jeweiligen Route ab. In der Halle dürfen dabei nur Griffe und Tritte verwendet werden, die als Teil des Boulders definiert sind. Das kann beispielsweise über die Griff- und Trittfarbe geschehen. Sind Startgriffe und/oder -tritte festgelegt, müssen diese zu Beginn mit den Händen und/oder Füßen berührt werden. Gibt es einen Top-Griff, ist es das Ziel des Bouldernden, diesen mit beiden Händen sicher zu halten. Beim Klettern an Blöcken geht es hingegen um den Ausstieg.
Als Synonym zum Durchstieg wird auch der Begriff Begehung verwendet.
Dynamo
Wird ein Griff unter Einsatz von Schwung erreicht, ist von einem dynamischen Kletterzug oder Dynamo, kurz auch Dyno, die Rede. Dynamos sind typisch fürs Bouldern, kommen in höheren Schwierigkeitsgraden aber auch beim Klettern am Seil vor. Sie gelten als anspruchsvolle Klettertechnik, weil der anvisierte Zielgriff auf Anhieb getroffen werden muss. Anders als bei einem statischen Zug fehlt die Möglichkeit, nach der besten Stelle für die Finger zu suchen. Gleichzeitig sind die Chancen hoch, nach einem missglückten dynamischen Zug wieder auf dem Boden zu landen.
Der Begriff Dyno wird häufig synonym für einen Sprung genutzt, streng genommen handelt es sich dabei jedoch um einen Doppeldynamo, da beim normalen Dynamo die zweite Hand durchaus am Ausgangsgriff bleiben kann. Das erleichtert es etwas, die Bewegung zu kontrollieren.
Dyno
Kurzform von Dynamo
E
Eindrehen
Eindrehen ist eine Klettertechnik, bei der der Körper seitlich zu Wand positioniert wird. Richtig ausgeführt, bringt das den Körperschwerpunkt näher an die Wand und damit über die Füße, was es erleichtert, die Arme mit den Beinen zu entlasten. Vorteile ergeben sich außerdem in Sachen Stabilität und Reichweite. Das eingedrehte Klettern gehört deshalb mittlerweile zu den technischen Standards.
Erstbegehung
Als Erstbegehung wird beim Bouldern das erstmalige Klettern eines Boulders bezeichnet. Der Begriff spielt vor allem bei Linien am Fels eine Rolle, weil diese beständiger als Hallenboulder sind. Mit einer Erstbegehung gehen eine Reihe von Privilegien einher. So steht es dem Erstbegeher zu, der Linie einen Namen zu geben und eine Schwierigkeit vorzuschlagen. Teilweise wird auch der Verlauf präzise definiert, beispielsweise wenn nachfolgende Kletterer an bestimmten Griffen und Tritten starten oder auf einzelne Strukturen des Felses verzichten sollen. Typisch wäre etwa, dass sich die Kante des Felsblocks in greifbarer Nähe befindet, aber nicht gegriffen werden soll. Nutzt man sie doch, handelt es sich dann um eine Variante des Boulders und nicht die bei der Erstbegehung gekletterte Linie. Weil Definitionen den Kletterer einschränken und nicht immer klar ersichtlich sind, werden sie in der Community umstritten.
F
Fallzone
Die Fallzone ist der Bereich unterhalb eines Boulders, in dem der Kletternde bei einem Sturz oder Absprung landet. In der Halle wie am Fels ist es wichtig, dass diese frei von Personen und Gegenständen ist, die bei der Landung zu Verletzungen führen könnten. Ausgenommen sind davon die Spotter, die für zusätzliche Sicherheit sorgen sollen. Bouldert man draußen, wird die Fallzone mit Crashpads ausgepolstert. In der Halle ist das dank großer fest installierter Matten nicht nötig. Dafür ist in Indoor-Anlagen erhöhte Aufmerksamkeit wichtig, wenn man sich in Wandnähe aufhält, um nicht aus Versehen in die Fallzone eines anderen Kletterers zu geraten.
Fingerboard
siehe Griffbrett
Flapper
Flapper gehören zu den unangenehmen Seiten des Kletterns, mit denen es früher oder später jeder einmal zu tun bekommt. Bei einem Flapper handelt es sich um eine Verletzung, bei der die Haut an den Fingern oder der Handfläche der Belastung durch einen Griff nachgibt und flächig abreißt. Am häufigsten sind davon Bereiche betroffen, in denen sich zuvor Hornhautschwielen gebildet haben. Sind die Griffe scharfkantig, kann sich die Haut aber durchaus auch an anderen Stellen verabschieden. Will man anschließend noch weiterklettern, hilft ein Tape, die Schmerzen erträglich zu halten und weiteres Einreißen zu vermeiden. In manchen Fällen macht sich die Beanspruchung der Haut schon vorher bemerkbar. Dann kann es sinnvoll sein, betroffene Stellen prophylaktisch zu tapen, um einen Flapper zu vermeiden.
Flash
Von einem Flash ist beim Bouldern die Rede, wenn man einen Boulder im ersten Versuch klettern konnte, ohne zuvor einzelne Züge probiert zu haben. Während das im Kletteralltag nur ideellen Wert hat, ist es im Wettkampf das oberste Ziel der Teilnehmer, so viele Flashs wie möglich zu sammeln, weil diese eine höhere Wertung als normale Tops erzielen.
Kleine Verständnisprobleme kann es bei Unterhaltungen zwischen Boulderern und Seilkletterern geben, weil diese mit Flashs unterschiedliche Dinge meinen. Im Seilklettern werden Begehungen im ersten Versuch nur dann als Flash bezeichnet, wenn der Kletterer schon vor dem Einstieg Informationen dazu hatte, wie die Route am besten geklettert werden kann. Andernfalls wird von einer On-Sight-Begehung („auf Sicht“) gesprochen.
Fontainebleau
Fontainebleau ist eine etwa 50 Kilometer südlich von Paris gelegene französische Stadt, die als Wiege des Bouldersports gelten kann. Im umliegenden Waldgebiet finden sich mehrere Tausend Sandsteinblöcke in unterschiedlichster Höhe, an denen schon Ende des 19. Jahrhunderts Kletterer ihre Fähigkeiten schulten. Der Fels in Fontainebleau zeichnet sich durch seine besondere Härte, Feinkörnigkeit und Strukturen aus, wie man sie an kaum einem anderen Ort der Welt findet. Dank seiner langen Geschichte und Größe bietet das Gebiet unzählige Routen in allen Schwierigkeitsgraden und zieht Boulderer aus aller Welt an. Deshalb wird Fontainebleau gelegentlich als das Mekka des Boulderns bezeichnet.
Fontainebleau-Skala
Die Fontainebleau-Skala ist ein im gleichnamigen Bouldergebiet entwickeltes Bewertungssystem für die Schwierigkeit von Boulderproblemen. Die aufsteigende und nach oben offene Skala reicht aktuell von 1 bis 9a, wobei das Anhängen eines Buchstabens ursprünglich erst ab dem 5. Grad üblich war. Die Buchstaben a, b und c differenzieren einen Grad weiter aus. Eine 5a ist leichter als eine 5b oder eine 5c, die ihrerseits schwerer als eine 5b ist. Eine 5d gibt es nicht. Die Zählung wird dann im nächsten Grad fortgesetzt. Auf die 5c folgt also die 6a.
Will man zeigen, dass sich die Schwierigkeit eines Boulders genau zwischen zwei Graden bewegt, wird ein + angehangen. Ein Problem, das keine 7a, aber auch keine 7b ist, wird folglich als 7a+ klassifiziert. Auch diese feinere Unterscheidung war in niedrigeren Graden eigentlich unüblich, heute findet man in Boulderführern aber durchaus Gradangaben wie 6a+.
Weil aufgrund der identischen Gradbezeichnungen eine Verwechslungsgefahr mit der französischen Skala für Seilkletterrouten besteht, werden Boulderschwierigkeiten zum Teil mit einem zusätzlichen Fb als Abkürzung für Fontainebleau versehen oder einfach großgeschrieben. Üblich ist also zum Beispiel die Schreibweise Fb 8a oder 8A.
Die Fontainebleau-Skala wird hauptsächlich in Europa verwendet. Im englischsprachigen Raum und ist die V-Skala gebräuchlicher. In anderen Teilen der Welt konkurrieren beide Wertungssysteme miteinander.
Führer
Bei einem Führer handelt es sich um ein gedrucktes oder digitales Dokument, das Kletterer mit Informationen zu einem Gebiet und den dort zu findenden Routen versorgt. Bei größeren und etablierten Kletterzielen wie Fontainebleau sind gleich mehrere verschiedene Führer im Buchformat zu haben. Die Aufmachung kann sehr unterschiedlich sein. Teils wird nur mit schriftlichen Beschreibungen, teils mit Übersichtskarten, manchmal aber auch mit Fotos gearbeitet, auf denen die Linien der jeweiligen Boulder eingezeichnet sind. Typischerweise bietet ein Führer darüber hinaus Infos zum Zustieg, zu den Namen und der Schwierigkeit der einzelnen Routen. Üblich sind außerdem Angaben dazu, wie ein Problem gestartet werden soll und ob bestimmte Felsstrukturen bei der Begehung tabu sind.
Fußwechsel
Als Fußwechsel wird eine Klettertechnik bezeichnet, bei der man den zuerst auf einem Tritt stehenden Fuß mit dem anderen Fuß tauscht. Befindet sich also der rechte Fuß zu Beginn auf dem Tritt, steht danach der linke darauf. Häufig findet man Trittwechsel bei Traversen, die nur wenige Trittmöglichkeiten aufweisen. In kommerziellen Hallen werden Fußwechsel von den Schraubern gern vermieden, weil sie den Kletterfluss unterbrechen. Sie können aber auch bewusst eingesetzt werden, um den technischen Anspruch eines Boulders zu erhöhen oder eben diese Technik zu vermitteln.
G
Griffbrett
Das Griffbrett gehört für ambitionierte Kletterer zu den wichtigsten Trainingstools, um kletterspezifische Kraft aufzubauen. Griffbretter, auch Fingerboard, Hangboard oder Trainingsboard genannt, gibt es in verschiedensten Varianten. Gemeinsam ist ihnen allen, dass es sich um ein etwa schulterbreites Brett aus Kunststoff oder Holz handelt, auf dem verschiedene Griffarten zu finden sind. Dazu gehören üblicherweise Leisten, Sloper und Fingerlöcher, an denen die Fingerkraft durch Hängeübungen auftrainiert wird. Die meisten Griffbretter bieten außerdem mindestens zwei sehr gute Griffe für das Klimmzugtraining. Abgesehen von Übungen an diesen Henkeln sind Griffbretter vor allem für erfahrenere Kletterer interessant. Bis der Körper die hier auftretenden Belastungen unbeschadet übersteht, können gut ein bis zwei Jahre reines Klettertraining nötig sein.