Im folgenden Glossar werden Begriffe aus der Klettersprache von A bis C erklärt. Suchst du nach Begriffen mit einem anderen Anfangsbuchstaben, wirst du auf jeweiligen Glossarseiten fündig. Falls der von dir gesuchte Begriff noch nicht Teil des Glossars ist, hinterlasse einfach einen Kommentar und ich werde ihn so schnell wie möglich hinzufügen.
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In diesem Artikel:
A
Absprunggelände
Mit Absprunggelände ist der Boden beziehungsweise die Fallzone unter einem Boulder gemeint. Ein gutes Absprunggelände zeichnet sich durch ein ebenes Profil aus, welches leicht mit Crashpads abgesichert werden kann. Das Gegenteil ist unebener Boden, bei dem die Gefahr besteht, dass der Bouldernde bei einem Sturz auf großen Wurzeln oder Steinen landet. Dann ist eine größere Zahl an Pads oder der Bau einer besseren Fallzone nötig. Dafür werden Spalten mit Steinen gefüllt oder dicke Äste über die Felsen gelegt, um eine ebene Fläche für die Pads zu schaffen.
In der Halle sorgen große Matten für ein gutes Absprunggelände. Zum Risiko können dann allerdings spielende Kinder oder unaufmerksame Boulderer werden, die sich in der Fallzone aufhalten. Auch Gegenstände wie Trinkflaschen stellen ein Risiko dar und haben deshalb nichts auf der Matte verloren.
Absprunghöhe
Eine genaue Definition von Absprunghöhe gibt es nicht. Normalerweise wird der Begriff im Zusammenhang mit der Beschreibung des Boulderns als Klettern in Absprunghöhe genutzt. Grundsätzlich wird darunter eine Höhe verstanden, bei der ein Boulderer abspringen kann, ohne sich schwer zu verletzen. Im Normalfall ist das bei Verwendung eines Crashpads bis etwa 4 Meter Wandhöhe gegeben, was in etwa der Höhe entspricht, auf die sich auch Hallenboulder beschränken. Tatsächlich können Boulder in der freien Natur deutlich höher sein. Ob man sich einen solchen Highball zutraut, liegt im Ermessen des jeweiligen Kletterers.
Affenfaktor
Affenfaktor, auch Affenindex oder Ape-Index, nennt sich der Unterschied zwischen der Körpergröße und der Spannweite der Arme. Errechnet wird der Wert, indem man die Größe von Kopf bis Fuß von der maximalen Spannweite subtrahiert. Für letztere wird der Abstand zwischen den Fingerspitzen der Mittelfinger gemessen, wenn die Arme seitlich ausgestreckt sind. Bei identischen Werten liegt der Affenfaktor bei 0. Fällt die Spannweite geringer aus, besitzt der Betreffende einen negativen Ape-Index. Beim Klettern kann ein positiver Wert in manchen Situationen dank der höheren Reichweite der Arme Vorteile bringen, eine Voraussetzung für gute Leistungen ist er jedoch nicht.
Ägypter
Der Ägypter ist eine Variante des Eindrehens. Dabei wird das wandseitige Bein nach innen rotiert, wodurch das Knie nach unten zeigt. Diesem Umstand hat die Position ihren englischen Namen Dropknee zu verdanken. Weil der Körper auf diese Weise zwischen den Tritten verspannt wird und die Hüfte nah an die Wand kommt, bietet der Ägypter große Stabilität, bringt aber auch eine erhöhte Belastung der Menisken des wandseitigen Beins mit sich.
Abbildung aus dem Buch Grundkurs Bouldern
Ape-Index
siehe Affenfaktor
Aufleger
siehe Sloper
Ausbouldern
Reden Kletterer vom Ausbouldern, geht es darum, sich die Lösung für einen oder mehrere Züge zu erarbeiten. Das kann heißen, dass man sich nicht völlig klar darüber ist, wie die jeweilige Kletterstelle funktioniert, oder noch die Feinheiten verinnerlichen muss, um beim späteren Durchstiegsversuch keine Fehler zu machen. Anders als bei einem echten Versuch kann beim Ausbouldern auch mitten im Problem gestartet werden, um Kraft zu sparen.
Ausstieg
Mit einem Ausstieg ist das Klettern auf einen Felsen oder einen künstlichen Block gemeint. Der Boulder endet dann nicht an einem Top-Griff, sondern gilt als geklettert, wenn man es bis auf den Felsen geschafft hat. Die typische Ausstiegsbewegung ist der Mantle.
B
Begehung
siehe Durchstieg
Beta
Im Kletterjargon werden Informationen zu einer Route als Beta bezeichnet. Während das im Seilklettern auch die Länge oder die Absicherung betreffen kann, geht es beim Bouldern vornehmlich um Griffe, Tritte und die Lösung der einzelnen Züge. Diese Informationen zu kennen, erleichtern den Durchstieg eines Boulders, weshalb die Diskussion von Betas zu den zentralen sozialen Komponenten dieser Kletterdisziplin gehört. Allerdings muss das nicht immer erwünscht sein. Manche Boulderer schätzen die Herausforderung, die für sie richtige Bewegungsabfolge selbstständig zu finden, und wollen deshalb erst dann Rat, wenn sie nicht mehr weiterkommen. Bevor du deine Beta mit jemanden teilst, ist es also vernünftig nachzufragen, ob dieser überhaupt Hilfe möchte.
Bleausard
Bleausard ist die Bezeichnung für Kletterer aus der Region Fontainebleau. Die dortige Szene gilt als traditionsreichste Gemeinschaft von Boulderern, da an den Sandsteinblöcken des Forêt de Fontainebleau schon vor gut 150 Jahren gebouldert wurde. In den ersten Jahren ging es den vor allem aus Paris stammenden Kletterern um das Training für alpine Begehungen, bevor sich das Bouldern ab den 1930er Jahren mit Athleten wie Pierre Allain immer stärker zur eigenständigen Disziplin entwickelte.
Block
Block ist die Kurzform für Felsblock, die Bezeichnung kann aber auch für blockförmige Kletterwände in Hallen verwendet werden. Gemeint ist damit die gesamte Struktur, weshalb sich an einem Block mehrere Boulder finden können. Der Begriff kommt gelegentlich in Kletterführern zum Einsatz. Wird eine Route darin beispielsweise mit dem Attribut ‘one block’ versehen, dürfen kleinere Felsen am Fuß des Blocks oder Nachbarblöcke, die in Reichweite liegen, beim Durchstieg nicht verwendet werden.
Boulder
Der Begriff Boulder stammt aus dem Englischen und lässt sich mit ‘Felsblock’ oder ‘Findling’ übersetzen. Das Wort ist namensgebend für den Sport, auch wenn längst nicht nur an Blöcken gebouldert wurde. In Ermangelung niedriger und frei stehender Felsen zieht es Boulderer in manchen Klettergebieten auch an höhere Wände, wo die Routen dann ohne Ausstieg an einem Top-Griff enden.
Im Laufe der Zeit hat der Begriff einen Bedeutungswandel erfahren. Stand er ursprünglich für den Felsblock, der beklettert wurde, ist mit dem Boulder heute eher die gekletterte Route gemeint. Route und Boulder werden deshalb synonym verwendet. Selten kann man auch die Bezeichnung Strecke hören, was unter Kletterern aber eher unüblich ist und unter Umständen für irritierte Blicke sorgt.
Boulderbag
siehe Chalkbag
Bouldern
Bouldern ist per Definition das Klettern in Absprunghöhe. Das heißt, die gekletterten Routen sind in der Regel nur so hoch, dass der Kletternde sich bei einem Absprung nicht schwer verletzen würde. Im Normalfall wird die 4-Meter-Marke deshalb nicht überschritten, sieht man von Highballs ab.
Aufgrund der überschaubaren Höhen verzichten Boulderer auf ein Sicherungsseil. Weil es bei Stürzen aus geringer Höhe natürlich trotzdem zu Verletzungen kommen kann, sind die Boulderbereiche in der Halle mit Weichbodenmatten ausgekleidet. Wer in der freien Natur unterwegs ist, hat gewöhnlich ein Crashpad dabei, das die Fallzone auspolstert. Außerdem sorgt ein Spotter für zusätzliche Sicherheit. Weil das Klettern an sich auf die Suche nach geeigneten Tritten, Griffen und Körperpositionen beschränkt bleibt, gilt es manchen Kletterern als purste Form des Sports, bei der man den Kletterfluss am besten genießen kann.
C
Campusboard
Das Campusboard ist so effektiv, wie es einfach ist. Auf einer leicht überhängenden Holzplatte werden verschieden große Leisten und Sloper aufgeschraubt, an denen fortgeschrittene Kletterer dynamische und statische Hangelübungen absolvieren können. Entwickelt wurde das Board in den 1980er Jahren von der Kletterlegende Wolfgang Güllich, der das erste Modell im Nürnberger Fitnessstudio Campus aufstellen durfte. Daher auch der Name. Seither hat es sich als Trainingsgerät für Oberkörper- und Fingerkraft etabliert und ist aus dem Klettertraining nicht mehr wegzudenken. Nachteil des Boards ist die hohe Verletzungsgefahr, weshalb die meisten Übungen nur für Kletterer mit mehrjähriger Erfahrung empfehlenswert sind.
Abbildung aus dem Buch Bouldertraining: mehr Kraft – bessere Technik – starker Kopf
Campuszug
Als Campuszug werden Kletterzüge bezeichnet, bei denen eine Kletterstelle ohne Einsatz der Füße gelöst – also gehangelt – wird. Der Begriff leitet sich vom Campusboard ab, an dem vor allem Varianten des Hangels trainiert werden. Züge zu hangeln gilt gemeinhin nicht als effizienteste Form des Kletterns, kann in Ausnahmesituationen aber die einfachste Lösung sein.
Chalk
Chalk ist ein seit Mitte der 1950er Jahre im Klettern verwendetes Trocknungsmittel für die Hände. In den Sport eingeführt wurde es durch den Amerikaner John Gill, der es vom Turnen kannte. Seither hat sich der Einsatz auf der ganzen Welt verbreitet, auch wenn es als Hilfsmittel nicht unumstritten ist. Kritiker sehen im Einsatz von Chalk am Fels eine Belastung der Natur. Das weiße Pulver verändert das Erscheinungsbild und unter Umständen auch die Oberfläche der Griffe. In manchen Klettergebieten wie dem Elbsandsteingebirge ist chalken deshalb verboten. Beim Indoor-Bouldern gibt es solche Einschränkungen nicht, auch wenn zu viel Chalk die Poren der Plastikgriffe verstopft und die Reibung verringert. Abseits des Kletterns findet der Grundstoff Magnesiumkarbonat in verschiedenen Bereichen Anwendung. Gesundheitlich gilt er als unbedenklich.
Chalkbag
Das Chalkbag dient dem Kletterer als Aufbewahrungsort seines Chalks. Während beim Seilklettern kleinere Stoffbeutel bevorzugt werden, die sich mit einem Gurt an der Hüfte anlegen lassen, sind bei Boulderern größere Chalkbags im Handtaschenformat beliebt. Diese werden auch als Boulderbags bezeichnet und können auf den Boden gestellt werden, ohne umzufallen und den Inhalt zu verschütten. Da man aufgrund der Kürze der meisten Boulder ohnehin nicht in die Verlegenheit kommt, während des Durchstiegs nachzuchalken, ist das die passendere Lösung.
Chalkball
Chalkballs sind mit Chalk gefüllte Säckchen aus Stoff. Sie erlauben einen sparsamen Umgang mit dem weißen Pulver, sorgen so für eine geringe Staubbelastung in der Umgebung und sind deshalb in Hallen beliebt. Knetet man den Chalkball leicht, wird etwas Chalk durch die Maschen des Stoffs gedrückt. Gleichzeitig trocknet der Stoff selbst einen Teil des Handschweißes. Nachteil ist der verhältnismäßig hohe Preis. Als Alternative zum ständigen Neukauf bietet sich deshalb die Verwendung von wiederbefüllbaren Chalkballs an.
Chippen
Mit chippen (aus dem Englischen für abschlagen) ist in der Klettersprache die Manipulation von Griffen am natürlichen Fels gemeint. Das kann auf vielen Wegen geschehen. Zum Teil werden Griffe mit dem Meißel vergrößert, die Oberfläche mit Drahtbürsten aufgeraut, aber auch Griffe abgeschlagen. Diese Praxis war in den Frühzeiten des Boulderns nicht ungewöhnlich. So gehört es zu den offenen Geheimnissen vieler Klassiker in Fontainebleau, dass ihre Griffe von Menschenhand nachgebessert wurden. Mittlerweile wird das Chippen allerdings abgelehnt, weil es sich kaum mit dem Naturschutz vereinbaren lässt und gleichzeitig Routen zerstört werden, die andernfalls in ihrer Ursprungsform für die Nachwelt erhalten geblieben wären. Dazu kommt der Aspekt des Selbstbetrugs. Ist ein Griff mir persönlich zu klein, muss ich nicht den Griff, sondern meine Fähigkeiten als Kletterer verbessern, wenn ich den Boulder klettern will.
Crashpad
Beim Crashpad handelt es sich neben dem Spotter um die wichtigste Sicherung beim Bouldern am Fels. Das Crashpad ist eine Schaumstoffmatte, die dank aufgenähter Schultergurte wie ein Rucksack getragen werden kann. Zumeist besteht das Pad aus mehreren verschiedenen Schaumstoffschichten, die die Energie eines Sturzes aufnehmen und damit die Verletzungsgefahr verringern. Je nach Einsatzzweck gibt es Pads in verschiedenen Größen und Dicken – vom Sitzstartpad, das lediglich für Bequemlichkeit sorgt, bis zum Highballpad, welches sogar bei mehreren Metern Fallhöhe ein Durchschlagen des Boulderers auf den Boden verhindern kann. In Hallen ist der Einsatz von Crashpads dank großflächiger Turnmatten nicht nötig.
Crux
Wer die Crux knackt, hat den Boulder in der Tasche – oder zumindest gute Chancen, ihn zu schaffen. Die Crux (auch Krux oder Schlüsselstelle) ist der schwerste Teil einer Route. Sie kann aus einem einzelnen Zug oder einer Sequenz bestehen, die perfekt sitzen muss, damit der Boulder geklettert werden kann. Allerdings besitzt nicht jede Route eine klar erkennbare Crux. In Kletterhallen ist man eher versucht, homogene Bewegungsprobleme zu kreieren, bei denen kein Zug unverhältnismäßig viel schwerer ausfällt. Häufiger ergibt sich die Schwierigkeit stattdessen aus der Summe der Züge.