Beim Bouldern steckt der Teufel manchmal wirklich im Detail. Es kann einen wahnsinnigen Unterschied machen, ob man die Hüfte fünf Zentimeter weiter nach links schiebt, etwas weniger Schwung holt oder den Fuß nicht mit der Ferse, sondern mit der Spitze aufsetzt. Solche Kleinigkeiten entscheiden darüber, ob ein Zug im Anschluss gelingt oder auf der Matte endet. Wirklich ärgerlich ist es, wenn man zwar grundsätzlich alles richtig macht, der Fuß aber nicht so recht halten will. Das könnte an abgespeckten Tritten liegen. Oder an einem Kletterschuh, der seine besten Tage hinter sich hat.
Eigentlich gibt es heute ja Schuhe, die fast von allein klettern. Immer bessere Gummi-Mischungen sorgen dafür, dass sich die Sohlen moderner Klettertreter auch mit kleinsten Strukturen sicher verzahnen. Ergo fällt es mit einem guten Schuh wesentlich leichter, harte Projekte zu bewältigen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man sich im 5. oder 8. Grad abmüht. Fakt ist allerdings auch, dass der tolle neue Performance-Schuh nach ein paar Monaten zum Trainingslatsch wird, der eigentlich nur noch zum Routenschrubben und Warmbouldern taugt. Wenn es nicht die Dehnung des Materials ist, die den neuen Klettertreter seiner Qualitäten beraubt, ist es der Verlust der tollen Reibungseigenschaften des gealterten Sohlengummis. Gegen letzteres lässt sich jedoch etwas tun.
Tipp 1: Einmal abputzen, bitte…
Die erste Maßnahme für mehr Grip ist eigentlich selbstverständlich: Die Sohle der Kletterschuhe muss regelmäßig gereinigt werden. Egal, ob man in der Halle oder am Fels unterwegs ist, mit der Zeit bleiben Schmutz und Staub auf dem Gummi haften und verhindern den optimalen Halt. Das Mindeste ist es deshalb, vor dem Einstieg in eine Linie, die Schuhe an der Hose abzuputzen. Zusätzlich kann man sie kurz aneinander reiben, um etwas frischen Gummi zum Vorschein zu bringen. Netter Nebeneffekt: Die Tritte werden geschont, weil Schmutz auf Dauer wie Politur wirkt und die Oberfläche zusetzt. In der Halle mag das ein zeitlich begrenztes Problem, in der Natur kommt leider niemand vorbei, um die Tritte zu erneuern. Was ruiniert ist, bleibt es auch.
Tipp 2: Spucke hilft!
Um selbst den hartnäckigsten Dreck herunter zu bekommen, darf gern auch kurz in die Hände gespuckt werden. Reibt man anschließend die Sohle mit der Handfläche ab, bis sie wieder trocken ist, dürfte das Ergebnis nah an die Zeiten herankommen, als die Kletterschuhe noch neu waren. In der Halle kommt diese Praxis eventuell nicht ganz so gut an, weshalb hier ein feuchtes Stofftuch die bessere Alternative ist. Der Effekt fällt ähnlich aus.
Tipp 3: Sandpapier schadet nur ein bisschen
Neben der Verschmutzung setzt auch die Zeit der Sohle unvermeidlich zu. Durch die Oxidation des Gummis wird aus einer klebrigen eine glatte Oberfläche, die nach einiger Zeit sogar zu glänzen beginnt. Die volle Qualität kann man dann nicht mehr erwarten. Glücklicherweise betrifft dieser Prozess nur die oberste Schicht, sodass man mit einem Stück Sandpapier oder einer Feile Abhilfe schaffen kann. Dabei wird die oberste Gummischicht einfach heruntergekratzt und der Sollzustand wiederhergestellt. Nachteil ist natürlich, dass man die Sohle so etwas schneller erneuern muss, ständig von Tritten abzurutschen, ist der Haltbarkeit aber ebenso wenig zuträglich.
Wie gut die oben beschriebenen Tipps funktionieren, hat Boulder-Urgestein John Sherman in einem kurzen Youtube-Video demonstriert. Mag nicht ganz appetitlich sein, seine etwas unkonventionelle Art gehört aber auch zu den Dingen, die „Verm“ in den 80er und 90er Jahren im Guten wie im Schlechten bekannt gemacht haben.