Chemnitz hat geladen, wir sind gefolgt: Gestern wurde in der Boulderlounge das jährliche Herbstfest begangen, mit dem man sich im Erzgebirgsvorland auf die Hallensaison einstimmt. Die Aussicht auf 50 Boulder und einen spannenden offenen Wettkampf lockte natürlich nicht nur die lokale Szene an, sondern auch Boulderer aus anderen Teilen der Republik. Insgesamt machten sich etwa 100 Athleten auf den Weg, um sich an den von Gunter Gäbel, Joseph Wetzel, Teresa Hirche, Robert Gropp und Toni Hille geschraubten Problemen zu versuchen.
Darüber, dass sich die Anreise in dieser Hinsicht gelohnt hat, dürfte bei den meisten Teilnehmern Einigkeit herrschen. Wie es sich für einen offenen Wettkampf gehört, waren Boulder für jeden Geschmack und Leistungsstand dabei. Von recht einfachen Problemen, die auch Anfänger ohne große Schwierigkeiten erobern konnten, bis zu knallharten Fingerbrechern war alles vertreten. Großes Lob verdient das Team auch für die stilistische Vielseitigkeit. Während in einigen Bouldern Fingerschmalz gefragt war, wurden in anderen Gleichgewicht und Mut auf die Probe gestellt. Für Dynamikfans gab es außerdem zwei oder drei Sprünge. Ein paar Problemen vereinten gleich mehrere dieser Eigenschaften, was sie für meinen Geschmack besonders spannend gemacht hat. Wenn man sich erst an winzigen Leisten an der Wand entlang schieben muss, um dann mit einem kräftigen Schulterzug in einen Stützer überzugehen und sich schließlich auf mäßigen Tritten in Richtung Zielgriff zu arbeiten, bleibt nicht mehr viel übrig, was man sich als Boulderer wünschen könnte. Etwas untypisch war der für Chemnitzer Verhältnisse spärliche Einsatz von Elementen.
Die hatte man sich teilweise für das Finale des Herbstfests aufgehoben, in dem zumindest die Damen im letzten Boulder mit ultraflachen Elementen kämpfen durften. Wenig zu greifen und stark geneigte Reibungsflächen sorgten dann auch dafür, dass das Problem von keiner der Finalistinnen bezwungen werden konnte. Bei den Herren bereitete schon Boulder #1 große Probleme. Weite Züge an winzigen Griffen im Dach waren nach der vierstündigen Quali offenbar zu viel. Aber auch ohne erfolgreichen Durchstieg sahen die Versuche zum Teil wirklich beeindruckend aus. Es ist erstaunlich, wie wenig Platz gute Kletterer brauchen, um einen Heel Hook zur Hand zu bringen. Geschätzt vier Zentimeter für Finger und Fuß reichen offensichtlich aus. Für Variabilität war im Finale beider Geschlechter gesorgt. Alle Teilnehmer mussten beweisen, dass Kraft, Flexibilität und Dynamik für sie keine Fremdworte sind. Entsprechend spannend war das Ganze deshalb auch für die Zuschauer.
Am Ende des Wettkampfs standen eine Verlosung (an dieser Stelle danke für den neuen Chalkbag) und die Lesung von Peter Brunnert, der sein jüngstes Buch „Klettern ist sächsy“ vorstellte. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir allerdings schon die Heimreise angetreten.
Insgesamt war das Herbstfest in der Boulderlounge Chemnitz wieder einmal ein lohnenswerter Ausflug – vor allem auch, weil die Teilnehmerzahl überschaubar war. Das sorgte dafür, dass die sonst bei vielen Veranstaltungen so nervigen Warteschlangen an den Bouldern sich in Grenzen hielten, was eine wirklich entspannte Atmosphäre schaffte. Deshalb vielen Dank an die Boulderlounge für die gelungene Boulder-Party.