Klettergriffe aus Holz für die Heimwand: Marke Eigenbau spart Kosten

Heimwände sind in den letzten Jahren aus der Mode gekommen. Während passionierte Kletterer vor ein paar Jahren oft keine andere Möglichkeit hatten, sich jenseits der Felsen fit zu halten, hat der Hallenboom die Wand im Keller obsolet gemacht. Jetzt sind die Hallen zu und neue wie alte Kletterer stehen wieder vor der Frage: Würde sich so ein Board auch für mich lohnen? Und könnte ich es überhaupt bezahlen? Was das reine Material für den Bau angeht, halten sich die Kosten in Grenzen. Als wirklich teuer kann sich allerdings die Anschaffung von Griffen entpuppen – es sei denn, auch hier wird man selbst aktiv.

Meine kleine Trainingswand habe ich mir für weniger als 100 Euro ins Wohnzimmer gestellt. Die doppelt so große Nachfolgerin wird mich nur unwesentlich mehr kosten. Selbst ausgedehnte Boulderecken lassen sich für weniger als 500 Euro umsetzen, wie dieses Projekt beweist. Allerdings umfasst diese Rechnung immer nur den reinen Wandbau. Würde ich meinen knapp 4,5 Quadratmeter großen Neubau adäquat mit Griffen vom Großhersteller bestücken wollen, wäre es kein Problem, zusätzlich einen vierstelligen Betrag loszuwerden.

Klettergriffe: selbst gemacht ist billiger

So sehr ich das Bouldern liebe und so wenig ich im Lockdown darauf verzichten möchte, diese Summe kann ich dafür nicht aufbringen. Meine Alternative heißt deshalb: Selbst ist der Kletterer. Von jeher nutzen viele Homeboard-Besitzer Holzgriffe. Nicht nur, weil sie hautschonend sind und aufgrund der glatten Oberfläche den Trainingseffekt maximieren, auch weil sie kostengünstig selbst hergestellt werden können. An meinem Board finden sich zum Beispiel gut ein Dutzend Leisten aus Standard-Baumarktlatten in verschiedenen Tiefen. Hier muss man nicht viel mehr machen, als sie auf die gewünschte Länge zu schneiden, die Kanten mit Sandpapier abzuschleifen und Bohrungen für die Schrauben zu setzen.

Für größere Griffe habe ich persönlich zu Resten von Balkenholz gegriffen und sie mit einer Raspelscheibe von Kutzall für den Winkelschleifer bearbeitet. Mit der Scheibe lässt sich der Balken in wenigen Minuten in einen Sloper verwandeln. Sollen es stark hinterschnittene Griffe sein, ist die Scheibe ebenfalls geeignet, es braucht aber härteres Holz, damit es beim Klettern nicht reißt. Wie der Prozess im Detail abläuft, zeigt das oben verlinkte Video, in dem ich verleimte Multiplex-Platte in eine Sloper-Zange verwandle. Multiplex ist für den dank der hohen Belastbarkeit besser für den Einsatz als Griff besonders gut geeignet, gleichzeitig aber kostspieliger und mit etwas mehr Arbeit verbunden als Balkenholz. Will man voluminösere Griffe bauen, müssen die Platten zuerst verleimt werden, während Balken einfach auf Länge geschnitten werden können. Für den Hausgebrauch ist natürlich letzteres völlig in Ordnung, solange das verwendete Balkenstück frei von Rissen ist.

Was braucht es noch?

Leiste, Zange, bei stark geneigten Wänden sogar Sloper – eine Dachlatte kann ein vielseitiger Griff werden.

Griffe formen oder schneiden zu können ist das eine. Das andere ist es, sie auch tatsächlich an die Wand zu bringen. Neben einer Bohrmaschine oder einem ausreichend starken Akkuschrauber benötigt man einen Satz Bohrer. Für M10-Löcher sollte es ein 12-mm-Bohrer sein, Löcher für Holzschrauben können mit einem 6er-Bohrer vorgebohrt werden. Je nachdem, ob man Zylinder- oder Senkkopfschrauben verwenden möchte, sind außerdem ein 20er-Forstnerbohrer und Unterlegscheiben oder ein Senker praktisch. Mit dem Forstnerbohrer wird das Holz so weit aufgebohrt, dass die U-Scheibe und die Zylinderkopfschraube im Griff verschwinden. Bei Senkkopfschrauben macht es hingegen Sinn, die Bohrung anzusenken, damit die Schraube das Holz nicht komprimieren muss, um zu verschwinden. Im ungünstigsten Fall könnte der Griff sonst beim Versuch reißen, die Schraube weit genug hineinzutreiben.

Wichtig: Bei Senkkopfschrauben ist es kein Problem, zuerst die 12er-Bohrung zu setzen und diese anschließend anzusenken. Für den Einsatz von Zylinderkopfschrauben hingegen muss man zuerst mit dem Forstnerbohrer arbeiten und den Griff anschließend mit dem 12er-Bohrer durchbohren. Andernfalls wird es schwierig, den Forstnerbohrer sauber über dem Bohrloch zu zentrieren.

Je mehr Griffe, desto günstiger wird es

Auch wenn die Anschaffung des Werkzeugs an sich nicht billig ist, lassen sich mit den richtigen Materialien und etwas Zeiteinsatz problemlos Griffe herstellen. Je mehr es sind, desto größer wird auch die Ersparnis gegenüber dem Griffkauf. Das gilt auch, wenn man sich größere Griffe für die eigene Wand wünscht. Ein weiterer Vorteil: Man bekommt exakt die Griffe, die man am eigenen Board tatsächlich vermisst und kann jederzeit kreativ werden, sollte etwas fehlen. Im Anschluss an der eigenen Kreation zu klettern, ist doppelt so befriedigend. Auch das macht die Arbeit und das Training an einer Heimwand attraktiv.

Die Materialliste auf einem Blick:

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