Crashpads fürs Bouldern: Welche es gibt, was sie können und wie sie funktionieren

Beim Bouldern in der Halle muss man sich ums Thema Sicherheit selten Gedanken machen. Eine große ebene Weichbodenmatte schafft eine ideale Fallzone und damit die besten Voraussetzungen dafür, dass man heil bleibt, wenn ein Zug doch einmal schiefgeht. Am Fels ist das nicht der Fall. Weil aber selbst hartgesottene Kletterer wenig Lust auf permanent schmerzende Sprunggelenke haben, gibt es mittlerweile eine große Auswahl an Crashpads – ein mobiles Äquivalent zur Hallenmatte.

Wozu so ein Crashpad da ist, ist schnell erklärt: Weil in der Absprungzone unter natürlichen Felsen mehr oder weniger große Hindernisse lauern, polstert man diese mit Matten aus, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Anstatt also auf kleineren Steinen, Wurzeln oder in Spalten landen zu müssen, verschafft die Bouldermatte dem Kletternden ein ebenes Gelände und Dämpfung. Crashpad ist jedoch nicht gleich Crashpad. Unterschiede gibt es bei Design, Dicke und auch beim Einsatzzweck.

Crashpads – der grundlegende Aufbau

Grundsätzlich funktionieren alle Crashpads nach einem ähnlichen Prinzip. Unter der Hülle verbergen sich mehrere unterschiedlich dicke Schichten Schaumstoff, die in den meisten Fällen horizontal übereinander liegen. Bei der obersten Lage handelt es sich um festes Material, das nur wenig nachgibt. Dessen Aufgabe ist es, die Energie des Aufpralls aufzufangen und über das Pad zu verteilen. Dadurch wird die Eintauchtiefe des Boulderers ins Material reduziert und ein Durchschlagen unwahrscheinlicher. Direkt darunter folgt eine weichere Schicht, die die Energie aufnimmt und die Landung abfedert. Bestünde das Pad nur aus der ersten Schicht, wäre es bretthart, durch das dickere weiche Material, gibt es besser nach. Würde man hingegen auf die obere Schicht verzichten, fiele die Dämpfungswirkung geringer aus. Der Boulderer würde schon bei Stürzen aus niedriger Höhe nahezu ungebremst auf den Boden aufschlagen.

Bei manchen Bouldermatten folgt auf die zweite noch eine dritte Schicht, die ebenfalls aus härterem Material besteht. Ihr Sinn ist es, den Kletterer besser gegen Unebenheiten im Boden zu schützen. Bei zweischichtigen Pads können diese das weichere Material zusammendrücken und so die Dämpfungseigenschaften verschlechtern. Ein weiterer Vorteil: Sie können anders als ihre zweilagigen Geschwister problemlos auch mit der Unterseite nach oben gedreht verwendet werden, was in Ausnahmefällen nötig sein kann, um größere Blöcke in der Fallzone abzudecken. Zu sehen ist das im oben verlinkten Video.

Das Design – klappbar oder Prinzip Sushirolle

Mehrere Lagen Schaumstoff sorgen für eine gute Dämpfung. Hier beim Paddy Kava V2 von Ocun.

Größere Unterschiede gibt es beim Design. Hier dominieren mit dem klappbaren oder dem gefalteten (zum Teil sogar gerollten) Pad zwei Varianten den aktuellen Markt. Beim klappbaren Pad sind zwei oder drei Schaumstoffwürfel über das Außenmaterial oder einen Reißverschluss miteinander verbunden. Am Fels angekommen kann man sie wie ein Buch öffnen und so die Fläche verdoppeln oder – im Fall der dreiteiligen Matten – verdreifachen.  Anders ist das bei den Vertretern der gefalteten Art. Ihr Kern besteht aus durchgängigem Schaumstoff, der beim Zusammenlegen geknickt und anschließend über ein Gurtsystem zusammengehalten wird.

Beide Varianten haben Vorteile. Offensichtlichster bei den Sushi-Rollen ist, dass das Pad eine durchgehende Schaumstoffpolsterung bietet. Es macht also keinen Unterschied, auf welchen Teil man fällt. Bei den Klappsystemen ist die Grenze zwischen den Kammern die Schwachstelle. Landet man genau hier, können die beiden Teile im ungünstigsten Fall auseinandergedrückt werden und damit ihre Dämpfungswirkung verlieren. Um das zu verhindern, setzen manche Modelle auf schräg geschnittene Schaumstoffblöcke oder ein Klettsystem, das die Einzelelemente zusammenhalten soll.

Das heißt jedoch nicht, dass zusammengerollte Pads per se das bessere Design haben. Weil der Schaumstoff an den Knickstellen permanent komprimiert wird, altert das Material in diesem Bereich schneller. In der Folge lässt die Dämpfungsfähigkeit nach – auch und gerade dann, wenn das Pad die meiste Zeit zusammengefaltet in der Abstellkammer auf den nächsten Einsatz wartet. Darum muss man sich bei Klapppads keine Gedanken machen.

Lieber dicker oder dünner?

Dicker dürfte das Pad hier nicht mehr sein. Andernfalls würde es bei den Zügen stören.

Deutliche Unterschiede gibt es auch bei der Stärke der Bouldermatten. Am unteren Ende der Skala liegen sogenannte Sitzstart-Pads mit einer Höhe von fünf Zentimetern und weniger. Die Bezeichnung verrät hier schon, dass es sich dabei nur um Behelfspads handelt, die keine Stürze aus größerer Höhe absichern können. Vielmehr soll man sie nutzen, um beispielsweise einen Sitzstart bequemer zu machen oder Ecken auszupolstern, in denen normalhohe Pads keinen Platz finden. Praktisch ist das zum Beispiel, wenn zwischen Felsblock und Boden so wenig Luft ist, dass ein höheres Pad die Bewegungsfreiheit des Bouldernden einschränken würde. Genauso können sie über den Stoß zwischen zwei größeren Bouldermatten gelegt werden, wo sie verhindern, dass der Kletternde mit dem Fuß zwischen die Pads rutscht und umknickt.

Normaldicke Pads bringen es auf etwa 10 Zentimeter in der Höhe. Sie sind je nach Modell dafür geeignet, Stürze aus typischen Boulderhöhen von 3 bis 4 Metern zu dämpfen und damit für die meisten Boulder geeignet. Wer höher hinaus will, ist mit einem Highballpad gut beraten. Diese sind nicht nur dicker, sondern bieten oft auch eine größere Grundfläche. Das schlägt sich in einem höheren Gewicht und geringerer Handlichkeit nieder. Wer am Top-Zug eines 5-Meter-Blocks fällt, wird trotzdem dankbar sein, wenn die Füße nicht bis auf den Boden durchmarschieren, weil ihn ein paar mehr Zentimeter Schaumstoff bremsen.

Was ein Pad sonst noch so bieten kann

Sieht man von den Kerneigenschaften wie dem Design und der Dicke ab, versuchen die Hersteller ihre Pads durch verschiedene Komfortfunktionen attraktiver zu machen. Bei schweren Pads wird beispielsweise gern zusätzlich zu den Schultergurten ein Bauchgurt angebracht, der das Tragen angenehmer machen soll. Praktisch ist es auch, wenn sich die Tragegurte zumindest an einer Seite lösen lassen, damit man das Pad auch umgedreht nutzen kann, ohne sich in den Trägern zu verheddern. Als nützlich erweisen sich außerdem Tragegriffe an den Seiten, um die Matte bequem zwischen zwei Blöcken hin und her zu transportieren, ohne sie komplett zusammenpacken zu müssen.

Weil Schmutz und Sand an den Sohlen der Kletterschuhe die Felsoberfläche ruinieren, sind einige Hersteller außerdem dazu übergegangen, Abstreifer in ihre Pads zu integrieren. Diese können Teil des Außenstoffs sein wie bei manchen Edelrid-Bouldermatten oder als Beigabe in einer eingenähten Tasche warten wie beim Ocun Dominator. Interessant ist darüber hinaus, ob die Außenhülle aus Wasser abweisendem Material gefertigt wird. Ein Regenschauer oder feuchter Untergrund sind dann nur noch halb so problematisch, weil das Pad nicht bis in den Kern durchweicht. Gleichzeitig lassen sich solche Matten leichter reinigen. Das kann bei einem Gegenstand, der permanent auf dem Boden liegt und auf dem buchstäblich herumgetrampelt wird, nie schaden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert